Alexander Schöppner
Bayrische Sagen
Alexander Schöppner

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Der Pesttanz zu Immenstadt

Als zu den Zeiten des Dreißigjährigen Krieges – besonders zwischen 1632 und 1639 – durch Raub und Verheerungen der Schweden unter ihrem General Grafen Mansfeld in den friedlichen Tälern des Gebietes von Immenstadt eine gräßliche Hungersnot und in deren Gefolge die menschenfressende Pest wütete; da alle Freude verstummt, auf allen Gesichtern nur Todesschrecken zu lesen war und selbst bei der allmählichen Verringerung der Sterblichkeit überall nur tote Trauer und stumpfe Betäubung herrschten – gab ein Priester den Rat, öffentlich Volksbelustigungen und Tänze anzustellen und die in Trauer und Schrecken versunkenen Gemüter wieder zur Lebensfreude anzuregen.

Der Rat wurde angenommen und alsbald ins Werk gesetzt. Man zog mit Musik in versammelten Scharen auf den Marktplatz, hielt öffentliche Umzüge, Tänze, Vermummungen und fand allgemein an den neuen derben Possen Vergnügen und – die ersehnte Hilfe. Darum hält man hier noch jetzt fast alle Jahre zum bleibenden Andenken an jene höchst betrübten Zeiten auf dem Marktplatz und in den vornehmsten Straßen öffentliche Umzüge und Volksbelustigungen ab, die von Einheimischen und Fremden recht gerne gesehen und nach dem Ursprung der Pesttanz genannt werden.

 


 


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