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Gustav Landauer

Gustav Landauer, geboren 1870 in Karlsruhe, jetzt in Hermsdorf (Mark), ist eine erzrevolutionäre Natur. Als sehr junger Mensch stellte er sich an die Spitze der deutschen Anarchistenbewegung und bekämpfte in äußerst scharfen Artikeln in der von ihm redigierten Zeitschrift »Der Sozialist« die Politiker und Meinungsmacher seiner Zeit. In sehr wirren, unabgeklärten Ausführungen stellte er seine Lehren schon als Zwanzigjähriger in dem eigentümlichen Roman »Der Todesprediger« auf, einem Buche, das ein sehr radikales Temperament und ein leidenschaftlich glühendes Herz verriet. Die Handlung war sprunghaft und oft gewaltsam zugespitzt, aber doch sprach ein mit sich arbeitender Mensch und einer, der philosophische Schulung hat, aus dem Roman. Landauers nächste Arbeiten gingen hervor aus dem aktuell-politischen Kampf, in den er mit einer Reihe von Schriften eingriff. In seinem Buche »Skepsis und Mystik« versuchte er Mauthners Lehre aus der »Kritik der Sprache« weiterzuführen, indem er dem Nichtwissen auf der einen Seite das Ahnen, Fühlen, die Mystik und schließlich die Kunst gegenüberstellte. Seinem Hang zum Mystischen folgend, gab er dann »Meister Eckharts mystische Schriften« neu heraus, eine vorzüglich gewählte Auslese in ausgezeichnetem, aber dem Charakter Meister Eckharts eng angepaßtem Deutsch. In künstlerischer Form hat Landauer neuerdings seine Auffassungen in dem Novellenbande »Macht und Mächte« ausgesprochen, in zwei Erzählungen, in denen er Menschen nach seinem Herzen schildert, die über die Moral- und Sittenbegriffe der Gesellschaft hinausgewachsen sind und in Empfinden und Handeln sich von neuen und höheren Gesichtspunkten leiten lassen. – Skepsis und Mystik, diese beiden grundverschiedenen Stimmungen, sind in seinen sämtlichen Schriften so sehr ineinander verschmolzen, daß Gustav Landauer als eine einheitliche, harmonische und völlig moderne Erscheinung eine gesonderte Stelle im modernen Geistesleben beanspruchen darf.

E. M.


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