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Helene Böhlau

Helene Böhlau, geboren 1859 in Weimar, lebt in München. Sie hat unter den vielen schriftstellernden Frauen des jüngsten Deutschland die stärkste persönliche Note. Sie begann mit Novellen, den vielgenannten »Ratsmädelgeschichten«, 1888. Es folgen »Altweimarische Liebes- und Ehegeschichten«, 1897, und »Ratsmädel- und Altweimarische Geschichten«. Alle drei Sammlungen tragen Stimmungen und Kolorit des Heimatbodens, ohne den Äußerlichkeiten und Geschmacksverirrungen der typischen Heimatskünstler zu verfallen. Ihr erstes Werk großen Stils gibt sie 1896 mit dem Romane »Der Rangierbahnhof«. Was diesem Roman Bedeutung und Ruf geschaffen hat, ist die Charakteristik der Hauptfigur, einer Verkörperung der suchenden, strebenden Frau unserer Tage. In der Zeichnung Ollys, der naiven, von einem brennenden Eifer nach künstlerischer Betätigung erfaßten Idealistin, der das Leben die Grenzen zu eng gezeichnet hat, verrät die Verfasserin in allen Einzelheiten ein selten feines Verständnis für die Seele des Weibes. Wir erkennen in dieser Differenziertheit die Wege Ibsens, des großen nordischen Psychologen. Bei allen Fehlern, die das Buch aufweist, das Häufen von Tendenz und Symbol, bleibt es doch eine der stärksten Talentproben der deutschen Frau in den letzten Jahren. An den erwähnten Schäden krankt auch die weitere Produktion der Dichterin, »Das Recht der Mutter«, »Adam und Eva«, »Halbtier« erdrücken durch Raffinement der Symbolik und haben fast nichts mehr von dem gesunden Realismus der »Ratsmädelgeschichten«. Die Lieblingsmotive Helene Böhlaus, Konflikte von Kunst und Leben, Emanzipation des weiblichen Geschlechtes usw. kehren in allen ihren Arbeiten wieder. Ein echter und feiner Humor bleibt immer das Wertvollste.

V. H.


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