Abbé Galiani
Briefe an Madame d'Epinay und andere Freunde in Paris 1769-1781
Abbé Galiani

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Der Abbé Galiani

Ferdinand Galiani wurde am 2. Dezember 1728 in Chieti als der Sohn des königlichen Auditore Matteo Galiani und dessen Gattin Maria Ciaburra aus Lucerna geboren. Das Geschlecht der Galiani (Galleani, Gagliani, Galien) soll gallischen Ursprungs gewesen sein. Ihrer Stellung nach gehörten die Galiani zu den Nachfolgern der Seggi, das heißt zu dem bodenständigen Hof- und Beamtenadel des Königreichs Neapel, und auch ihr Verhalten zu der antiken Kultur und den zeitgenössischen Ideen beweist, daß sie die humanistischen Überlieferungen des Patriziats hochhielten. Im Alter von acht Jahren wurde Ferdinand mit seinem älteren Bruder Bernhard nach Neapel, in das Haus seines Onkels Cölestin Galiani, des Erzbischofs von Tarent und Thessalonich und ersten Almoseniers des Königs, geschickt, der die Erziehung seiner Neffen bis zum Jahre 1740 selbst leitete und zunächst, den Anschauungen der Zeit gemäß, das Hauptgewicht auf die Kenntnis des Lateinischen legte. Der geistreiche Präsident de Brosses nennt den hochgebildeten Prälaten »einen der guten Köpfe des Landes«. Als Monsignore Galiani, der in Neapel auch noch das Amt des Präfekten der Hochschule bekleidete, im Jahre 1740 in einer diplomatischen Mission, wegen Abschluß eines Konkordats, nach Rom ging, vertraute er seine Neffen den Cölestinern an, in deren Kloster San Pietro a Maiella die beiden jungen Leute zwei Jahre, bis zur Rückkehr ihres Onkels, verbrachten. Unter den Lehrern Ferdinands, dessen Frühreife zu den größten Hoffnungen berechtigte, ragten der Nationalökonom Antonio Genovesi (1712-1769), der Verfasser der » Lezioni di commercio o sia d'economia civile« (1768), der damals einen gemäßigten Merkantilismus vortrug, und der Pater Bonafede hervor. Im Hause ihres Oheims hatten die jungen Leute Gelegenheit, die hervorragendsten Männer der Zeit kennen zu lernen: in der Casa Galiani verkehrte der hohe Klerus, der Adel, die Geistesaristokratie und alles, was das Land an bedeutenden Fremden herbeizog. Die weiteren Lehrer Ferdinands und seines Bruders gehörten alle zu den Freunden des Hauses: dem berühmten Latinisten Mazzochi, der als Autorität in ganz Europa galt, verdankte Ferdinand Galiani jene Kenntnis des Lateins und der Antike, von der Grimm in seiner »Literarischen Korrespondenz« voller Bewunderung spricht. Bartolomeo Intieri weckte sein Interesse an nationalökonomischen Studien, die damals ganz neu waren, und aus dem Munde des verspäteten Humanisten Vico konnte er hören, wie sich der Lauf der Geschichte im Kopfe eines Philosophen spiegelte. Mit sechzehn Jahren wurde Ferdinand, der Liebling seines Onkels, Mitglied der Akademie der »Wetteifernden « (emuli), einer Vereinigung junger Leute, die, dem Geschmack der Zeit gemäß, in akademischen Abhandlungen Rechenschaft von ihrem Wissen gaben. Der künftige Stammgast der Pariser Rue Fromenteau, dem Zeit seines Lebens zu einem Platoniker in eroticis alles fehlte, hielt hier einen Vortrag über die Frage »Ob es sich für eine wohlgeborene Seele schicke, von Liebesleidenschaften ergriffen zu werden«; ferner las er eine Abhandlung über »die platonische Liebe« und über »den Zustand des Münzwesens zur Zeit des trojanischen Krieges« vor, und der Beifall, den diese Schrift bei seinem Lehrer Mazzochi fand, mag den eifrigen Altertumsforscher veranlaßt haben, später seinen berühmten »Trattato della Moneta« auszuarbeiten.

Ein anderes Ereignis zeigt die andere Seite der Natur Galianis in heiterem Lichte: Bernhard Galiani, der einer höheren akademischen Vereinigung angehörte, sollte eine Abhandlung über die unbefleckte Empfängnis der Jungfrau Maria vorlesen und bat seinen Bruder, für ihn einzuspringen, als ihn eine Familienangelegenheit ganz plötzlich nach Chieti rief. Als sich der kleingewachsene Ferdinand erhob, um für seinen Bruder zu sprechen, verbot der Präsident, der Advokat Don Antonio Sergio, dem »Kinde«, seine Weisheit vor der erlauchten Gesellschaft auszukramen, worauf er selbst die Gelegenheit benützte, eine gelehrte Rede loszulassen. Galiani, dessen Eitelkeit nichts zu wünschen übrig ließ, beschloß, sich für diese Demütigung zu rächen, und die heißersehnte Gelegenheit hierzu bot sich, als kurze Zeit darauf der neapolitanische Scharfrichter Domenico Jannaccone starb. Zu den Pflichten der Akademie, deren Vorsitz Don Sergio führte, gehörte die Abfassung von Trauergedichten und Lobreden (lodi) auf den Tod erlauchter Persönlichkeiten: diese Arbeiten, bei denen jedes Mitglied seiner Neigung folgen konnte, wurden unter dem Titel »Componimenti varii per la morte etc.« in prächtigster Ausstattung veröffentlicht und mit dem Bild des Verschiedenen an ein gewähltes Publikum verteilt. Mit Hilfe seines Freundes Pasquale Carcani, der später, wie sein Schulgenosse Ferdinand, eine treue Stütze der Politik des Reformministers Tanucci wurde, schrieb Galiani eine ähnliche Sammlung auf den Tod des Henkers, in der er Stil und Manier der einzelnen Akademiker mit glänzendem Geschick parodierte: die »Componimenti varii per la morte di Domenico Jannaccone, Carnefice della G.C.della Vicaria, raccolti et dati in luce da Antonio Sergio, Avvocato Napolitano« glichen in Druck und Ausstattung durchaus den offiziellen »Componimenti« und erzielten die gewünschte Wirkung: ganz Neapel lachte Tränen über das Büchlein, das den akademischen Stil in schlagendster Weise verspottete.

Don Sergio war außer sich vor Wut und forderte um jeden Preis die Bestrafung der unbekannten Übeltäter, die es denn auch für geraten hielten, dem allmächtigen Minister Tanucci ihr Geheimnis anzuvertrauen. Der Marchese war entzückt, die Autoren zu kennen, und erzählte seinem königlichen Herrn von den Missetätern: Karl III. ließ die jugendlichen Parodisten rufen, beglückwünschte sie lächelnd und verurteilte sie, der Form wegen, zu zehn Tagen geistlicher Bußübungen in einem Kloster bei Neapel. Bald darauf, im Jahre 1750, ließ Galiani sein erstes Werk »Della Moneta« ohne Nennung seines Namens erscheinen. Ganz Neapel riet hin und her, wer wohl der gelehrte Verfasser sein möge, und da allerlei Namen genannt wurden, sah sich Galiani genötigt, seine Autorschaft zu bekennen. Eine Bemerkung aus dem Nachwort, das der Verfasser der zweiten Auflage des Werkes im Jahre 1780 anfügte, ist für den Psychologen wertvoll: hier gesteht der berühmte Abbé, daß er den Stil eines gereiften Mannes angenommen habe, um seine Autorschaft zu verbergen und ein unparteiisches Urteil herauszufordern. Diese Fähigkeit, sich in verschiedenen Stilarten zu äußern und mit gleicher Meisterschaft bald als Akademiker, bald als Harlekin aufzutreten, ist bezeichnend für den scharfen Beobachter, dessen geistige Freiheit niemals ein dumpfer Schöpfungsdrang störte. Auch die Art, wie das Buch des jungen Gelehrten am neapolitanischen Hofe aufgenommen wurde, ist charakteristisch für die ganze Zeit: Ferdinand Galiani erhielt als Belohnung für seine hervorragende Leistung die Pfründen des Bistums Centola und der Abtei San Lorenzo, die zusammen eine Rente von fünfhundert Dukaten abwerfen mochten. Um in deren Genuß zu treten, mußte der junge Nationalökonom, obwohl er sich niemals mit dem Studium der Theologie befaßt hatte, wie so viele andere seiner Zeitgenossen die niederen Weihen über sich ergehen lassen, worauf ihm ein päpstlicher Dispens gestattete, den Titel Monsignore zu führen und sich als infuliert zu betrachten. Die Geschichte kennt den jungen geistlichen Würdenträger, der bald darauf vom neapolitanischen Hofe auch noch die Abtei San Catarina di Celano, mit einer Jahresrente von sechshundert Dukaten, erhielt, von nun an unter dem Namen des Abate Galiani.

Ferdinand Galiani besaß nun die Mittel, um ein standesgemäßes Leben führen zu können und die Welt zunächst als Reisender zu genießen. Am 18. November 1751 fuhr der Dreiundzwanzigjährige nach Rom ab, und hier konnte er, beim ersten Schritte in die große Welt, sofort bemerken, daß man seinen Namen in ganz Italien kannte. Der Papst Benedikt XIV. (Lambertini) empfing den Neffen des Bischofs Galiani am 17. Dezember vor seinen eigenen Ministern in Audienz und kam, nachdem er dem Verfasser sein Kompliment über das Buch vom Münzwesen gemacht hatte, sofort auf die »Componimenti« zu sprechen, die dem heiteren Oberhaupt der katholischen Christenheit besser zusagen mochten als die gelehrte Abhandlung des kleinen Abbé. In Florenz wurde Galiani in die Akademie della Crusca und die Columbaria aufgenommen, und in Venedig, Padua und Turin sah er sich von der glänzendsten Gesellschaft gefeiert.

Am 23. Juni 1753 verlor der glückliche junge Abbé seinen Onkel, den er zärtlich liebte, durch den Tod. Er suchte sich durch regen Verkehr mit den Freunden des Verblichenen und durch gelehrte Arbeiten zu trösten: er legte eine Sammlung der Gesteine des Vesuv an und schickte das Gefundene, einhunderteinundvierzig Arten, an den Papst, mit einer Abhandlung, die das Motto trug: »Beatissime Pater, fac, ut lapides isti panes fiant«. Der Stellvertreter Christi auf Erden wußte diesen biblischen Witz zu würdigen und kam, in gerechter Würdigung seines Amtes, der zarten Aufforderung Galianis nach: er wandelte wirklich Steine in Brot, indem er dem geistvollen Abbé die Pfründe der Abtei Amalfi, mit einem Ertrag von vierhundert Dukaten, verlieh; die Steine aber überwies er dem Museum in Bologna, wo sie sich heute noch befinden. In die gleiche Zeit, 1754, fällt auch Galianis kleine Schrift über den Intierischen Getreide-Trocken-Apparat »Della perfetta conservazione del grano«, die unter dem Namen des Erfinders Bartolomeo Intieri erschien.

Nicht lange darauf gründete Karl III. die Akademie von Herculanum, deren fünfzehn Mitglieder zu den gelehrtesten Männern des Königreichs gehörten: sie sollten die Ausgrabungen zu Herculanum und Pompeji leiten, die Inschriften erläutern und die Malereien und Skulpturen beschreiben. Galiani war unter den tätigsten Mitgliedern der gelehrten Gesellschaft; von ihm rühren die meisten Abhandlungen im ersten Bande des neunbändigen Prachtwerkes »Le Antichità d'Ercolano« her. Zur Belohnung seiner Tätigkeit ließ ihm der König eine jährliche Pension von 150 Dukaten auf das Bistum Catania anweisen. Als bald darauf Galianis Gönner, Papst Benedikt XIV., (am 3. Mai 1758) starb, schrieb Galiani seine »Lodi di Papa Benedetto XIV«, die er später selbst für seine beste Schrift erklärte. Und damit auch jetzt das Satyrspiel nicht fehle, veröffentlichte der bewegliche Spötter im gleichen Jahre noch eine Abhandlung über den scherzhaften Plan, am 1. Januar eines jeden Jahres die Sigisbeen beiderlei Geschlechts, Männlein und Weiblein in Neapel einfach auszulosen.

Kurze Zeit nach der Veröffentlichung dieser Broschüre, am 10. Januar 1759, wurde Galiani dem Staatssekretariat zugeteilt und gleich darauf zum Sekretär der neapolitanischen Gesandtschaft in Paris, mit einem Gehalt von zwölfhundert Dukaten, ernannt. Der junge Abbé war dreißig Jahre alt, als er in die bedeutsamste Periode seines Lebens eintrat. Sein Jahreseinkommen belief sich, von der namhaften Erbschaft seines Onkels abgesehen, auf etwa elftausend Franken, als er nach Paris ging. Sein Äußeres war wenig dazu angetan, in der Gesellschaft zu glänzen: Ferdinand Galiani war von kleinem Wuchse, nur vier und einen halben Schuh groß. In seinem Tun und Reden verleugnete er niemals die affenartige Gelenkigkeit des Südländers: er unterstrich, wenn er in Feuer kam, alles mit übertriebenen Gesten und riß sich wohl auch im Feuer der Unterhaltung die Perücke vom Kopfe, um sie, während er seine Anekdoten mimte, wie eine Puppe auf den Händen zu balancieren.

Im Frühjahr 1759 verließ Galiani Neapel und begab sich über Rom, Genua, Genf und Lyon nach Paris, wo er im Juni voller Erwartungen eintraf.

Die großen Hoffnungen, mit denen der neapolitanische Gesandtschaftssekretär sein Amt in der geistigen Hauptstadt der damaligen Welt antrat, sollten sich zunächst nicht erfüllen. Wir begreifen es sehr wohl, daß die glänzende Pariser Gesellschaft, in der es von Abbés jeden Schlages wimmelte, dem fast zwerghaft kleinen Neapolitaner zunächst keine besondere Aufmerksamkeit schenkte, zumal dessen Art sich zu geben und zu sprechen einstweilen noch nicht Mode war. Galiani selbst besaß zuviel Geist, um in dem Hofleben, das er, von Geburt und Berufswegen her sehr gründlich kannte, aufzugehen, und bald hegten alle diplomatischen Kreise die Meinung, der die kluge Frau des Genfers Necker später Ausdruck gab, indem sie erklärte: »Der Abbé Galiani wird nicht bei Hof reüssieren: er denkt zu hoch und spricht zu niedrig.« Als Galiani sein Beglaubigungsschreiben in feierlicher Audienz überreichte, lachten der König und die Höflinge unverhohlen über die putzige Figur des Sekretärs, der indessen Geistesgegenwart genug besaß, seiner peinlichen Lage eine spaßige Wendung zu geben, indem er bemerkte: »Sire, ich bin nur das Probemuster des Sekretärs; er selbst kommt nach.« Die üble Stimmung, unter der Galiani während der ersten Zeit seines Aufenthaltes in Paris litt, schlug jedoch in ihr Gegenteil um, als er durch die diplomatischen Kreise mit Grimm und durch diesen mit den Schöngeistern der Gesellschaft und den Führern der Literatur, mit Diderot, Holbach, Helvétius, d'Alembert und deren Freundinnen, Frau von Epinay und Julie von Lespinasse, bekannt wurde: was ihm in der seichten Lebewelt des Hofes geschadet hatte, trug hier, unter Männern von Geist und Talent, zu seinem unwiderstehlichen Erfolg als Gesellschaftsmensch bei. Am Donnerstag speiste er bei dem französisierten. Baron Holbach aus Heidelsheim in der Pfalz, dem »Haushofmeister der Philosophie«, an dessen Tisch man, wie der Abbé Morellet zu melden weiß, Gespräche führte, die den Donner des Himmels herabgezogen hätten, wenn Menschenworte diesen Donner wecken könnten. Am Freitag traf sich die »Synagoge« (wie Grimm den Kreis seiner Freunde zu nennen pflegte) bei dem gutmütigen Helvétius, um, in Gegenwart von Damen, das ewige Problem der Moral und Eigenliebe zu erörtern. Am gleichen Tage empfing, von 1764 ab, die »Schwester« Necker, die Gemahlin des kommenden Staatsmannes, ihre Freunde, um bei einem mäßigen Essen politische Fragen zu erörtern und die Zukunft ihres heißgeliebten Gatten, an die sie mit der Blindheit einer Verliebten glaubte, vorzubereiten. Wer das Bedürfnis empfand, die Gerichte dieser Festmähler in angeregtester Gesellschaft zu verdauen, fand dann in dem Salon der Julie de Lespinasse, die mit d'Alembert unter einem Dache lebte und, ihrer Armut wegen, keine Diners geben konnte, einen angeregten Kreis, wo man die neuen Feldzugspläne beriet und sich nicht mit theoretischen Erörterungen begnügte, sondern den heiligen Krieg der Vernunft gegen alles Unvernünftige predigte. An anderen Tagen konnte man den kleinen Abbé bei der Meisterin vollendetster Salonkultur, bei der gewandten Bourgeoise Madame Geoffrin treffen; und im Sommer weilte er zuweilen in dem schönen Schlosse Grand-Val, bei der Schwiegermutter Holbachs, von wo aus Diderot jene Briefe an Sophie Volland schrieb, aus denen uns das treueste Echo der Gespräche entgegenklingt, an denen sich die Gäste berauschten.

Die Männer, zu denen Galiani in vertrauteste Beziehungen trat, waren d'Alembert und der Deutsche Friedrich Melchior Grimm (geboren am 20. Dezember 1723 als Sohn eines Pastors in Regensburg). Auch dieser hochgebildete Fremde, der französischeste aller deutschen Köpfe, geriet im Gefolge des Adels nach dem Olymp des Geistes: er kam als Hauslehrer des sächsischen Grafen Schomberg (Schönberg), im Alter von achtundzwanzig Jahren, nach Paris, wo es dem Schüler Gottscheds sehr rasch gelang, sich eine Stellung in der vornehmeren Welt zu verschaffen. Schon als Sekretär des jungverstorbenen Grafen Friesen, des lebelustigen Neffen des Marschalls Moritz von Sachsen, brachte er es so weit, daß er sich nicht nur der Freundschaft der Familien Voltaires und Diderots, sondern auch der Unabhängigkeit rühmen konnte, die ein gebildeter Geist verlieh: allwöchentlich gab er den französischen Literaten ein diner de garçon, das eine Reihe der feinsten Köpfe anzog. Seine Bildung, die allerdings nicht an die des Abbé Galiani heranreichte, seine Gelassenheit im Umgang, seine Zuverlässigkeit und Klugheit brachten ihn dann rasch mit den führenden Geistern der Literatur in Verbindung. Eine kurzlebige Leidenschaft für eine Opernschöne, Mademoiselle Fel, trug dazu bei, daß auch die Frauen, die Herrinnen der Salons, in dem kühlen Streber einen Mann von Herz und Gemüt erblickten, und nun war sein Glück gemacht: von nun an war Grimm, den kein Herzensinteresse an Deutschland fesselte, ganz Wahlfranzose, als welcher es es wagen durfte, in französischer Sprache seine Meinungen über das reiche Leben um ihn her zu äußern. Die kleine Flugschrift »Le Prophète de Boehmisch-Broda«, in welcher er, ganz im Sinne der Enzyklopädisten, für die italienischen Komponisten und besonders für Piccini eintrat, offenbarte einen witzigen Kopf, dem selbst Voltaire seinen Beifall nicht versagte. Im Jahre 1747 hatte der Abbé Raynal, der berühmte Verfasser der »Histoire des deux Indes«, mit der Herzogin Dorothea Luise von Sachsen-Gotha eine Korrespondenz begonnen, welche die Fürstin über die wichtigsten Vorgänge in Paris unterrichten sollte. Im Jahre 1753 wurde Grimm sein Nachfolger, und der kluge Literat begriff sofort, was aus diesem Verhältnis zu einer geistreichen Frau zu machen war. Die »Literarische Korrespondenz«, in der man eine Art Zeitschrift sehen mag, wurde rasch bekannt, und dem Kreis der fürstlichen Abonnenten traten im Laufe der Jahre Friedrich der Große, Katharina II., die Königin von Schweden, der König von Polen, die Höfe von Darmstadt, Zweibrücken, Weimar bei, von geringeren Fürstlichkeiten und Privatleuten ganz zu schweigen. Goethe gehörte zu ihren regelmäßigen Lesern. Grimm konnte sich, mit gutem Recht, als der Bevollmächtigte eines guten Teils des europäischen Kulturadels am Hofe des gallischen Geistes betrachten. Die Korrespondenz, die jeweils am 1. und 15. jeden Monats verschickt und nach den Vermögensverhältnissen der Abonnenten honoriert wurde, ist eine Hauptquelle für die geistige Bewegung der Zeit: sie dauerte bis zum Jahre 1791 und sicherte dem geistvollen Kritiker nicht nur die Unabhängigkeit, sondern auch den weitgehendsten Einfluß, den er trefflich zu seinem eigenen Glück auszunützen wußte. Grimm besprach, als Kritiker und Berichterstatter, die wichtigsten literarischen Erscheinungen des Tages und fügte wohl auch verbotene Bücher, wie die »Pucelle«, den »Rêve de d'Alembert« und andere bei, die in Paris im geheimen von Hand zu Hand gingen. Das Schauspiel, dem er, von einem guten Platz aus, anwohnen durfte, war so reich, daß seine Leser des geistvollen Berichterstatters nicht müde wurden.

Auch Grimm schwamm selig in dem glänzenden, vielbewegten Treiben um ihn her; aber als Fremder ahnte er, so gut wie sein Freund Galiani, daß diese Welt, in der auch die ausschweifendste Zukunftshoffnung nur die Lust an der Stunde erhöhte, nicht dauern konnte. Als Schriftsteller gehört er zu jenen mittleren Naturen, denen kein Schöpferdrang die Ausübung ihres Amtes schwer macht, zumal sie in einem scharfen Verstand den unbestechlichsten Richter besitzen: er ist kein großer Kritiker im Sinne Lessings oder Sainte-Beuves; aber seine kühle Sachlichkeit, seine Unbestechlichkeit, sein Sinn für das Bleibende im Wirrwarr des allzulauten Tages, seine Freimütigkeit vor seinen Abonnenten, die sich allerdings, ob sie nun eine Krone trugen oder nicht, zu den »Philosophen« rechneten, und seine Menschenkenntnis, der selbst Friedrich der Große ein glänzendes Zeugnis ausstellte, machen diese Korrespondenz zu einem der wichtigsten Denkmäler, zu einem bleibenden Kulturdokument der Zeit, aus dem unendliche Belehrung zu schöpfen ist.

Auch seine »Denkwürdigkeiten« zeigen die gleiche Klarheit eines Verstandesmenschen, der keine Entwicklung durchmachte, weil er durch die Kühle seiner Natur jeder Leidenschaft enthoben war. Grimm, der alle seine Freunde überlebte, starb am 19. Dezember 1807 zu Gotha. Sein Verhältnis zu der Freundin Galianis, der Frau von Epinay, gehört zu den liaisons célèbres der Zeit.

Louise-Florence-Petronille de Tardieu d'Esclavelles wurde um 1725 als die Tochter eines königlichen Offiziers geboren. Zwanzig Jahre alt, vermählte sie sich mit ihrem Vetter, Herrn von Epinay, dem ältesten Sohne des Generalpächters de La Live de Bellegarde. Die junge Frau hatte, wie die meisten ihrer Standesgenossen, ihre Erziehung im Kloster genossen. Wir sind über diese Erziehung ziemlich genau unterrichtet: sie ging darauf aus, aus den jungen Mädchen, die jeweils sehr jung ins Kloster kamen, schon in frühester Jugend Weltdamen en miniature zu machen: zu diesem Zwecke wurde die Natur möglichst früh unterdrückt und dem Tanzmeister und Haarkräusler bestimmender Einfluß auf das junge Wesen eingeräumt. Doch wäre es verfehlt, bei dem Worte Kloster an ein modernes Erziehungsinstitut zu denken, wo gebildete Nonnen als Erzieherinnen walten: das französische Kloster ist im achtzehnten Jahrhundert nur eine Art Salon, dessen Weltlichkeit durch die Nähe des Herrgotts gemildert wird. Das Gitter, welches das Sprechzimmer von der Außenwelt trennte, war, in all diesen Luxusklöstern, im schönsten Stile der Zeit gehalten: es schloß nicht ab; es täuschte nur eine Schranke vor, damit die Würde des Zufluchtsortes in aller Form gewahrt bleibe, ohne die Freiheit der Eingeschlossenen zu beschränken. Als Erziehungsinstitute waren diese Klöster nach dem Muster der berühmten Schule von Saint-Cyr eingerichtet, wo die geborene Schulmeisterin Frau von Maintenon ein Erziehungsideal aufstellte: dieses war, wie schon erwähnt, die Weltdame, und von einer solchen verlangte man zunächst, daß sie in allem, was das Gesellschaftsleben betraf, Leib und Seele in der Gewalt hatte. Die Zeit war übrigens viel zu mild, um alle Triebe der jungen Seelen zu brechen, und so konnten aus diesen Klöstern Frauen hervorgehen, deren Willen und Wesen auch die jämmerlichste Ehe nicht zu dämpfen vermochte.

Frau von Epinay glaubte, ihren Mann zu lieben, als sie in die Ehe trat; aber sie sollte bald die unwiderleglichsten physischen Beweise von der Untreue ihres Gatten erhalten: eines Tages entdeckte sie, daß sie ihm, um im Jargon der Zeit zu sprechen, eine »Galanterie«, das heißt eine Geschlechtskrankheit, verdankte, und auch sonst brachte ihr die Ehe nur Enttäuschungen. So darf es nicht wundernehmen, daß die junge Frau an der Seite eines solchen Menschen bald genug von dem Zwiespalt ihrer Gefühle überwältigt wurde. Ihre Hausfreundin, ein Fräulein von Ette, die Geliebte eines Chevalier Valory, suchte sie auf den Weg zu leiten, den sie selbst gegangen war: sie stieß die ängstlich Enttäuschte in die Arme eines Herrn aus ihrer Kaste, des Finanzmanns Franceuil, in dessen Gesellschaft sie eine andere Form der altfranzösischen Liebe oder, da dies Wort zuviel sagt, der Galanterie kennen lernte, bei der das Herz nur mäßigen Anteil hat.

Aus den Händen Franceuils geriet die zum zweitenmal enttäuschte Frau von Epinay in die Nähe des Schriftstellers Duclos, der in ihr eine leichte Beute witterte. Der Literat ging, als Eroberer, nach anderen Grundsätzen vor: den Zynismus, den die jungen libertins de qualité unter zarten Manieren und süßem Gerede verbargen, zeigte er, aus taktischen Gründen, offen. Er vertraute offenbar dem Geiste, der alle Begriffe auflöst, mehr als seiner eigenen Persönlichkeit: in dem Tischgespräch, das er im Hause der Schauspielerin Quinault beim Champagner mit seinen Freunden führte, warf er die Maske ab: da nannte er die Scham eine Tugend, die man jeden Morgen mit Nadeln feststecke, und die Moral eine Konvention, die je nach den Ländern und dem Klima wechsele. Frau von Epinay hat uns dieses Gespräch im Hause der Quinault selbst aufgezeichnet, und wir müssen sagen, es ist treuer, als die Schilderungen in den Romanen der Epoche.

In dieser Seelenverfassung lernte die junge dreißigjährige Frau den etwas älteren Grimm kennen, und nun kam in ihr Leben nicht nur Gehalt, sondern auch Haltung: die Korrespondentin Galianis entwickelte sich im Zusammenleben mit dem kritischen Weltmanne zu einer geistvollen Frau, deren Ruf schlechter war als ihr Wesen. Die Natur dieser Frau offenbart dabei einen merkwürdigen theoretischen Zug: schon in früher Jugend träumte sie davon, in ihren Kindern bessere Menschen als sie selbst heranzuziehen. Ein Ideal, dem ihr eigenes Leben nicht entsprach, mochte still in der Seele der Mißhandelten wirken, mit der Gewalt, die zum Worte drängt, wenn die Zeit ähnliche Probleme stellt oder einen Sprecher findet, wie er in dem Rhetor Rousseau die Zeitgenossen entzückte. Die »Conversations d'Emilie«, die von der französischen Akademie mit einem Preis bedacht wurden, sind diesem Drange einer Natur entsprungen, das Abbild eines schöneren Lebens in ihren Kindern zu genießen. Frau Epinay starb am 17. April 1783 im Alter von 58 Jahren. Ihre Freundschaft mit Galiani hat in den Briefen des geistvollen Abbé an sie das schönste Denkmal gefunden.

Hier in diesen angeregten Kreisen, wo jeder seinen Platz am Festmahl des Lebens mit seinem Geist bezahlen durfte, fühlte Galiani sich sofort heimisch und zufrieden; denn hier trugen selbst seine Schwächen und Eigenheiten dazu bei, seine Gegenwart zu reinem Glück für seine neuen Freunde zu machen, an deren Leben er den innigsten Anteil nahm. Als Nationalökonom eines Landes, wo fünfzigtausend Lazzaroni laut nach Brot schrien, nahm er lebhaftestes Interesse an der Getreidepolitik der französischen Regierung, die im Jahre 1764, in dem berühmten Edikt des Generalkontrolleurs Laverdy, den freihändlerischen Ideen der Physiokraten Rechnung trug und die Ausfuhr freigab. Er sah die Enzyklopädie entstehen; er hörte Tag für Tag, wie ein Kreis geistreicher Männer alles Heil von der Zukunft erhoffte, und nahm, als durchaus kritischer Betrachter, Stellung zu der Weltanschauung der »Philosophen«, das heißt der Enzyklopädisten.

Den Eindruck, den Galiani auf die feine Gesellschaft der Salons machte, hat der Literat Marmontel, der zu den Stammgästen des Salons der Frau Geoffrin gehörte, in seinen Denkwürdigkeiten geschildert: »Der Abbé war der hübscheste kleine Harlekin, den Italien hervorgebracht; aber auf den Schultern dieses Harlekins saß der Kopf Macchiavellis. Als Philosoph Epikuräer, aber mit einer melancholischen Seele, und gewohnt, alles von der lächerlichen Seite zu betrachten, gab es für ihn nichts, weder in der Politik, noch in der Moral, was ihm nicht Anlaß zu einem guten Geschichtchen geboten hätte. Diese Geschichten waren immer trefflich auf den Augenblick gemünzt und mit einer feinen, unvorhergesehenen Anspielung gewürzt. Man denke sich dazu in seinem Vortrag die naivste Grazie, und man kann sich vorstellen, welches Vergnügen uns der Gegensatz zwischen dem tiefen Sinn der Erzählung und der schnurrigen Manier des Erzählers bereitete. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, daß man alles vergaß, um ihm stundenlang zuzuhören. Doch wenn er seine Rolle ausgespielt hatte, war er nichts mehr in der Gesellschaft: stumm und traurig schlich er in seine Ecke, wo er ungeduldig auf sein Stichwort zu warten schien, um wieder aufzutreten. Mit seinen Urteilen verhielt es sich wie mit seinen Anekdoten: man mußte ihm zuhören. Wenn man ihn zuweilen unterbrach, bemerkte er: Laßt mich doch ausprechen. Ihr habt sofort alle Gelegenheit, mir herauszugeben. Und wenn er, nach langen Umschweifen und Schlußfolgerungen, wie dies seine Art war, endlich schloß, entwich er sofort, wenn man ihm entgegnen wollte, und verlor sich unbemerkt in der Menge.«

Und der Feuerkopf Diderot schrieb am 30. September 1760 an seine Freundin Sophie Volland: »Der Abbé ist unerschöpflich an geistvollen Wendungen und Zügen; ein Kleinod für Regentage. Ich sagte zu Frau von Epinay, wenn man solche Kleinodien bei einem Kunstdrechsler bekäme, würde jedermann eines auf dem Land haben wollen. Ich wollte, Sie hätten ihn die Geschichte vom porco sacro erzählen hören! In Neapel gibt es Mönche, die das Recht haben, auf öffentliche Kosten, ohne Rücksicht auf das Gemeinwesen, eine Schweineherde zu züchten. Diese privilegierten Schweine heißen bei den heiligen Vätern, denen sie gehören, die »heiligen Säue«. Sie spazieren unbelästigt durch alle Gassen und laufen in die Häuser, und man läßt sie ergebenst gewähren. Wenn ein Mutterschwein da Junge wirft, läßt man ihm und seinen Ferkeln alle Sorgfalt angedeihen: glücklich derjenige, den es mit seinem Kindbett beehrte! Wer ein porco sacro totschlägt, begeht ein Sakrileg. Eines Tages töteten gewissenlose Soldaten ein heiliges Schwein: der Mord erregte großes Aufsehen, und die Stadtverwaltung befahl strengste Untersuchung. Die Missetäter fürchteten, entdeckt zu werden, und kauften zwei Kerzen, die sie anzündeten und neben das porco sacro steckten, über das sie eine große Decke breiteten. Dann stellten sie einen Weihwasserkessel mit einem Wedel zu seinen Häupten und ein Kruzifix zu seinen Füßen auf. Wer zur Besichtigung der Leiche kam, fand sie betend zu Füßen des Toten knien. Einer davon bot dem Leichenbeschauer den Weihwedel; dieser besprengte die Leich[t]e mit Weihwasser und fragte, wer der Tote sei. ›Einer unserer Kameraden; ein schwerer Verlust. So geht es in der Welt: die Guten müssen weg und die Bösen bleiben leben !‹ – Doch ich kann nicht mehr: nicht mich, den Abbé müßten Sie hören. Die Geschichte ist an und für sich jämmerlich; aber in seinem Mund bekommt sie die stärksten, lachendsten Farben und wird zu einer unversieglichen Quelle guter Späße und zuweilen wohl auch moralischer Nutzanwendung.«

Seine Erfolge in den Kreisen der Enzyklopädisten verdankte Galiani zum guten Teil dem Harlekin, der in ihm steckte und immer nur auf die Gelegenheit wartete, sein Röllchen zu spielen. Wir wissen, daß er später, in einem Aufsatz über seinen Landsmann Pulcinell, dieser Figur der neapolitanischen Volksposse Süditalien als Heimat anwies, indem er sie auf die altrömischen Atellanen zurückführte, und wir dürfen in dem Abbé selbst den genialsten ihrer Enkel verehren, dem die Pariser Gesellschaft das willigste Ohr lieh, weil schon das Äußere des knirpshaften Diplomaten den unvergleichlichen Mimen unterstützte.

Wer begeisterte Zuhörer besitzt, wird dankbar gestimmt, und so machte denn auch der Gesandtschaftssekretär Galiani in späteren Berichten an seinen Gönner kein Hehl aus seiner Vorliebe für die geistige Hauptstadt der Welt: schon im Jahre 1762 war er der Überzeugung, der Aufenthalt in Paris gebe allen eine beständige Überlegenheit über die anderswo Lebenden, und am 5. Dezember 1766 erklärte er: »Eure Exzellenz verlangt von mir eine Erklärung meiner Vorliebe für Paris und hört nicht auf, sich über diese Vorliebe zu wundern. Ich erkläre mich. In Neapel ist mir keine andere Neigung sicher; ich kann nicht bestimmt sagen, daß mich jemand außer Euer Exzellenz lieb habe. Doch die anderen, die mich liebten und es behaupteten, – liebten sie mich oder den Freund Tanuccis? War diese Liebe Strahl oder Spiegelung? Liebten diese Verwandte, Freunde, Vertraute usw. mich oder den Handelsrat und seine Zukunft? Liebten diese braven Leute mich oder den Neffen jenes Monsignore Galiani, der den einen zum Bischof, den anderen zum Professor und den dritten zu ich weiß nicht was machte? War es Dankbarkeit, war es Neigung? Die Beantwortung dieser Frage ist für mein Herz und für meine eifersüchtige Eigenliebe, der alle Reflexe verhaßt sind, eine heikle Sache ... In Paris bin ich ganz ich. Und dieses Ich ist ein Nichts. Wenn mich also hier jemand lieb hat, und das tun viele, muß ich wohl diese Frage, die mir in Neapel Angst macht, als beantwortet betrachten.« Und am 23. Februar 1767 schrieb er an den Minister: »Ein Körperchen wie das meine, unfähig, seine schwankende Gesundheit zu ertragen, aus Gewohnheit träge, ohne Schutz von seiten der Verwandten und adliger Vorfahren, die einen Edelsitz gestohlen oder Schriften gefälscht und sechzehn Ahnen nachgewiesen haben; kurz, jemand, der sozusagen kein Vaterland und in seiner Heimat niemand als einen Freund zählt – Tanucci unter den zahllosen Völkerschaften der Heiden – ist nicht geschaffen, um zu drängen, Widerstand zu leisten, im Strudel zu rennen und sich zu drehen; ist ein hohles Ding, ist eine Tauschware, ist eine leere Hülse, ein Auswurf, etwas Erledigtes. Und da jedes Ding nach seinem Orte strebt, bin ich nach Paris gefallen, wo ich, aller Wahrscheinlichkeit nach, ewig bleiben werde.«

Man sieht, es fehlt diesen geheimen Berichten Galianis durchaus nicht an persönlichen Bekenntnissen, obwohl sie, in ihrer Mannigfaltigkeit, einen durchaus würdigen Ton beibehalten, ohne die bekannte südländische Vertraulichkeit auszuschließen. Zuweilen verrät ein Spaß, ein Wort oder ein Vergleich aus dem neapolitanischen Volksleben den Schalk, der sich mancherlei herausnehmen darf, weil er weiß, daß sein Gönner, den er mit der Gewissenhaftigkeit eines Musterbeamten bedient, unter allen Umständen auf ihn zählen kann. Um die Klagen Galianis recht zu verstehen, muß man seine eigentümliche Stellung am Hofe und das Verhältnis zu seinem Chef im Auge behalten: der spanische Gesandte, Graf von Cantillana, vertrat nicht nur den König von Spanien am Hofe der allerchristlichsten Majestät, sondern auch das Königreich Neapel, das im Wiener Frieden (1738) zu einer Sekundogenitur der spanischen Linie des Hauses Bourbon geworden war. Minister des Königreichs beider Sizilien war der schon erwähnte Marchese Tanucci, den Karl III. zum Vormund seines unmündigen Sohnes, des Königs Ferdinand IV. von Neapel, und damit zum eigentlichen Regenten bestimmt hatte. Das Bestreben des begabten Staatsmannes, der, wie so viele seiner Standesgenossen, den freiheitlichen Ideen seiner Zeit anhing, ging dahin, Neapel von Spanien unabhängig zu machen. Zu diesem Zwecke brauchte er in Paris einen geschickten Agenten und Aufpasser, der den offiziellen Botschafter, welcher seinen Hof mit der steifen Würde eines spanischen Granden erster Klasse vertrat, in jeder Weise überragte, ohne ihn nach außen hin in Schatten zu stellen. Dabei war die Stellung eines Gesandtschaftssekretärs damals viel weniger bedeutend als heute: Jean-Jacques Rousseau, das heißt ein Mensch ohne jede Familie und Verbindung, konnte zum Beispiel einen solchen Posten (in Venedig) erreichen und ausfüllen, und auch Galiani mußte, obwohl er aus einem vornehmen Hause stammte, erfahren, daß er in der offiziellen Welt der Diplomaten und Hofleute zunächst nur als Subalternbeamter galt.

Ehrgeizige Menschen, deren Äußeres ihrer geistigen Bedeutung nicht entspricht, pflegen den Zwiespalt zwischen Schein und Sein doppelt schwer zu empfinden, und Galiani war schon durch den Mangel jeglichen Privatvermögens darauf angewiesen, sich auszuzeichnen, um ein Leben nach seinem Herzen führen zu können. Er ließ es nicht an Bitten fehlen, um den König zu veranlassen, seine Zukunft sicher zu stellen, und eine Zeitlang mochte ihn sogar die Hoffnung leiten, Titulargesandter in Paris zu werden. In Wirklichkeit vertrat Galiani von Anfang an seinen Hof auch ohne Botschaftertitel am Hofe Ludwigs XV., und als im Jahre 1760 die Verhältnisse den Grafen Cantillana nach Spanien riefen, führte Galiani, in der Eigenschaft eines neapolitanischen Geschäftsträgers (Incaricato) die Geschäfte mit solcher Gewandtheit, daß sich der König sehr zufrieden zeigte und dem kleinen Abbé sein Porträt auf einem mit Diamanten besetzten Kästchen in feierlicher Audienz überreichte, eine Auszeichnung, wie sie sonst nur beglaubigten Botschaftern zuteil wurde. Man begreift, daß der Herzog von Choiseul das Verhältnis Galianis zum Hofe in Neapel bald durchschaute und gerne einen anderen, weniger begabten Mann an Galianis Stelle gesehen hätte; allein Tanucci kannte die Fähigkeiten seines Schützlings zu gut, um diesen Wunsch des Günstlings der Pompadour zu erfüllen, und auch die gelegentlichen Klagen des Gesandten, der in seinem putzigen Sekretär den verkappten Spion witterte, fanden kein geneigtes Ohr bei dem Minister.

Die erste Erschütterung erfuhr diese merkwürdige Zwitterstellung, deren Glanz von anderer Seite kam, als man im Jahre 1764 einige vertrauliche Briefe Galianis an Tanucci auffing und in französischer Sprache veröffentlichte. Galiani hielt es für angemessen, zu Beginn des Jahres 1765 um einen Urlaub einzukommen, den er zum Teil auf Ischia verbrachte. Als er im Mai 1766 im Begriffe stand, nach Paris zurückzukehren, übertrug ihm der Hof die Prüfung eines Staatsvertrages mit einer auswärtigen Macht, und Galiani entwickelte dabei eine solche Geschäftskenntnis, daß ihn der König zum Handelsrichter ernannte. Galiani hätte in dieser Stellung in Neapel bleiben können; allein er hatte sich zu sehr an die Süße des französischen Lebens gewöhnt, und so finden wir ihn im Jahre 1766 wieder in Paris, als regelmäßigen Berichterstatter seines Gönners Tanucci, dem sicherlich viel daran liegen mochte, von einem scharfsichtigen Agenten bedient zu werden. Die nun folgenden Berichte Galianis verraten einen Beobachter ersten Ranges: aus ihnen spricht der überlegene Geist eines Staatsmannes, der Menschen und Dinge mit dem vorurteilslosesten Auge der Welt betrachtet: die Jesuiten, die er nicht liebte, – sie hatten es seinerzeit verhindert, daß sein Onkel den Kardinalshut erhielt –, die Generäle des Siebenjährigen Krieges und die Maitressenwirtschaft am Hofe, alles zieht der geistvolle Abbé in den Kreis seiner Betrachtung, ohne jemals in frivole Weitschweifigkeit oder tugendhafte Entrüstung zu verfallen.

Doch der Geist übt niemals ungestraft sein Richteramt auf dieser Erde: im Jahre 1769 wurde Galiani ganz plötzlich aus Paris abberufen. Erst die neuere Forschung hat die Ursache dieser plötzlichen Abberufung, die wie ein jäher Sturz aussah, enthüllt: sie ist in der Stellung des Ministers Tanucci zu dem sogenannten Pacte de famille zu suchen, der 1761 die beiden Linien der Bourbonen zu einem Bündnis vereinte.

Bis gegen die Mitte des 18. Jahrhunderts war Frankreich seiner alten Politik treu geblieben, wonach die Bekämpfung der Vormachtstellung der habsburgischen Monarchie zu den Erbschaften des französischen Einheitskönigstums gehörte. Das Emporkommen der Pompadour, deren Herrschaft zwanzig Jahre, von 1745 bis zu ihrem Tode, währte, bedeutete nicht nur ein kulturelles Ereignis für Frankreich; es führte auch eine Wende in der Politik Ludwigs XV. herbei. Ob nun der persönliche Groll gegen den Spötter Friedrich von Preußen, der die Maitresse mit seinen Epigrammen reizte, ob der Versuch der Kaiserin Maria Theresia, in Frankreich einen Bundesgenossen gegen das aufstrebende Preußen zu gewinnen, an diesem radikalen Wechsel der französischen Politik Schuld trug, Tatsache ist, daß die Pompadour in dem neuen Bündnis ihr eigenstes Werk sah und dessen Ziele mit Zähigkeit zu fördern suchte. Es fehlte der offiziellen Maitresse Ludwigs XV., an deren Bedeutung für die französische Kultur kein Zweifel mehr bestehen kann, durchaus nicht an Ehrgeiz, wenn auch ihre Hoffnung, den schlaffen Genüßling Ludwig XV. aus seiner Langeweile aufzurütteln, nur von kurzer Dauer war und sehr rasch dem Bestreben wich, ihre schwach fundierte Macht um jeden Preis, und wäre es auch der schmählichste, zu behalten. Als Werkzeuge ihrer persönlichsten Politik erwählte sie, bezeichnenderweise, zwei Männer aus gutem Hause, die sich auf ihre Art im Dienst der Venus hervorgetan hatten: der eine war der künftige Kardinal Bernis (1715-1794), der Genosse der Liebesabenteuer Casanovas in den Klöstern und kleinen Häusern zu Venedig, und der andere der Graf von Stainville, der künftige Herzog von Choiseul (1719-1785). Der Abbé de Bernis, den sie aus den Boudoirs weg als Gesandten nach Venedig schickte, trug die Verantwortung für die Niederlagen Frankreichs im Siebenjährigen Kriege weniger leicht als seine Herrin: als Friedrichs Sieg bei Roßbach (am 5. November 1757) Frankreich vor ganz Europa lächerlich machte, suchte er einen ehrenvollen Frieden herbeizuführen, stieß aber auf heftigsten Widerstand und wurde schließlich in seine Abtei Saint-Médard in die Verbannung geschickt.

Der gewandte Grandseigneur Choiseul, der vor aller Welt als der Geliebte der Pompadour galt, trug kein Bedenken, die antipreußische oder, wenn man will, antinordische Politik der Pompadour weiterzuführen, und als der bourbonische Pacte de famille zustande kam, mochte es scheinen, als stehe nun der romanische Süden in geschlossenem Bündnis gegen die Nordmächte Europas da.

Der Marchese Tanucci aber, dem vor allem die Unabhängigkeit des Königreichs Neapel am Herzen lag, sah bald ein, welchen Fehler er begangen hatte, als er die Abschließung des Patto di famiglia zuließ, und von nun an widersetzte er sich der von Choiseul erstrebten Familienpolitik der Bourbonen und Habsburger nach Kräften. Dazu kam ein anderes: als sich der Sohn Karls III. von Spanien, Ferdinand IV., der König beider Sizilien, für den Tanucci während seiner Minderjährigkeit die Regentschaft führte, im Jahre 1766 mit Maria Karoline, einer Tochter der Kaiserin Maria Theresia, vermählte, wurde durch einen Vertrag ausgemacht, daß die Königin in allen Regierungsangelegenheiten eine beschließende Stimme haben sollte, sobald sie Ferdinand einen Sohn geboren habe. Mit dieser Klausel war der Einfluß des österreichischen Hofes auf die neapolitanische Politik gesichert, und Tanucci mußte, in der Verfolgung seiner rein neapolitanischen Politik, darnach trachten, diesen Einfluß zu durchkreuzen. Die Lage wurde kritisch als die Engländer, die das habsburgisch-bourbonische Familienbündnis mit scheelen Augen sahen, mit Rußland eine Koalition gegen Frankreich schlossen, und auch Dänemark, das der bei vielen als halber Abenteurer geltende Baron von Gleichen (1735-1807) in Paris vertrat, aufforderten, diesem Bündnis beizutreten. Dänemark begann mit der Ausrüstung einer Flotte. Choiseul erhob dagegen Einspruch, ohne etwas zu erreichen. In diesem kritischen Augenblick erfuhr der Herzog, daß Galiani, den er als Vertrauensmann Tanuccis kannte, eine Unterredung mit dem dänischen Gesandten gehabt hatte. Eine Abschrift der Depesche Gleichens, die den Inhalt dieser Unterredung wiedergab, gelangte in Choiseuls Hände: der Baron von Gleichen teilte darin dem dänischen Hofe mit, daß er aus dem Munde Galianis wisse, der neapolitanische Hof sei dem bourbonischen Familienvertrage nicht beigetreten und werde jedenfalls die erste Gelegenheit benützen, Europa darüber aufzuklären, daß er seine Unabhängigkeit den Höfen von Madrid und Frankreich gegenüber zu wahren gedenke.

Den Gerüchten gegenüber, aus denen eine ähnliche Auffassung der Dinge sprach, entschloß sich Choiseul zu energischem Handeln: um wenigstens den Anschein zu retten, als sei das Königreich beider Sizilien mit den bourbonischen Plänen einverstanden, verlangte er von dem spanischen Hofe die Abberufung Galianis. Karl III. von Spanien ging darauf ein und erteilte durch seinen Minister Grimaldi dem Marchese Tanucci sofort die nötigen Weisungen, und zwar in Form eines scharfen Tadels. Obwohl Tanucci wußte, daß Galiani als sein Vertreter gehandelt hatte, mußte er, um seine eigene Stellung zu retten, seinen Vertrauensmann fallen lassen. Am 6. Mai 1769 ging von Portici aus folgende Depesche an Galiani ab: »Der Marchese Tanucci an Don Ferdinand Galiani. Es ist der Wille des Königs, daß Eure Exzellenz vier Tage nach Empfang dieser Depesche Paris verlassen und in Neapel Ihren Posten am obersten Handelsgericht antreten. Dies zur Erledigung im Namen des Königs.«

Diese plötzliche Abberufung traf Galiani, der sich bewußt war, in allem nur die Befehle seines Ministers ausgeführt zu haben, wie ein Donnerschlag. Es wäre ihm ein leichtes gewesen, sich zu rechtfertigen; allein seine Stellung zum Hofe zu Neapel, von der Politik ganz abgesehen, gebot ihm zu schweigen. Mit welchen Gefühlen Galiani die Heimat seiner Seele verließ, zeigt der undatierte Brief, den er vor seiner Abreise an seinen Freund d'Alembert schrieb: »Ich sage Ihnen, mein lieber d'Alembert, lebewohl. Ich habe nicht den Mut, persönlich Abschied von Ihnen zu nehmen; es sind schreckliche Augenblicke für ein fühlendes Herz, da es sich für immer von seinen geliebten, verehrten und geschätzten Freunden trennen muß, die mein Glück während meines Aufenthaltes in diesem Lande gewesen sind. Ade, mein lieber Freund! Ich werde Ihnen schreiben, und ich hoffe, Sie werden mir hier und da mitteilen, wie es Ihnen geht und was die Wissenschaft leistet, damit ich des Glaubens bleibe, ich habe diese Welt noch nicht verlassen. Ade, mein lieber Freund! Gedenken Sie meiner in Ihren reizenden Kreisen. Die süße, zärtliche Erinnerung an einen so würdigen und achtungswerten Freund wird immerdar in meinem Herzen leben. Nunc vale.« Aber noch deutlicher ist der Aufschrei des Abberufenen in einem Brief an Frau von Epinay vom 3. Februar 1770; »Man hat mich aus Paris herausgerissen, und man hat mir das Herz aus der Brust gerissen!« (On m'a arraché de Paris, et on m'a arraché le cœur!)

Als Gastgeschenk oder, um mit Galiani selbst zu reden, als Bombe ließ der Scheidende seine »Dialogues sur le commerce des blès« in den Händen seiner Freunde Diderot und Grimm zurück, und mit diesem Buche sorgte er, daß er in den Kreisen, denen die Zukunft des sinkenden Frankreich am Herzen lag, als wirkende Persönlichkeit zunächst unvergessen blieb.

Die Abberufung Galianis, der sich auf der Reise gute Weile ließ und erst nach einem dreimonatlichen Aufenthalt in Genua in seiner Heimat eintraf, erregte großes Aufsehen. Der neapolitanische Hof tat indessen alles, um das Opfer seiner Politik zu trösten: der König belobte den Abate brieflich und erhöhte sein Gehalt als Handelsrat auf das Doppelte der üblichen Besoldung, auf tausend Dukaten. Auch dem Minister Tanucci mußte alles daran liegen, seinem Schützling die bittere Pille zu verzuckern.

Mit welchen Gefühlen der Abbé seine Verbannung trug – denn als eine solche faßte er von nun an das neue Leben in seiner Heimat auf – das offenbaren seine Briefe an die Pariser Freunde zur Genüge: er wird nicht müde, Paris als das Land seiner Sehnsucht, als sein »Vaterland« zu preisen und seine baldige Rückkehr dahin zu verkünden. Inzwischen aber machte ihm die Drucklegung der »Dialoge über den Getreidehandel« zu schaffen: Maynon d'Invault, eine Kreatur Choiseuls, verbot die Ausgabe des Buches, und diese Nachricht versetzte den Harrenden in die größte Bestürzung. Nur der Umstand, daß Maynon d'Invault als Generalkontrolleur der Finanzen dem Abbé Terray weichen mußte, machte es möglich, daß das Werk Anfang 1770 oder, wie andere wollen, Ende 1769 erscheinen konnte, und Galiani, in dessen Leben das Geld eine große Rolle spielte, durfte scherzen: »Ich bemerke jedoch, daß ein Generalkontrolleur gestürzt werden, daß ungeheure Bankrotte eintreten, daß Staatsumwälzungen heraufbeschworen werden mußten, damit mein kleines Buch erscheinen konnte. Die Nacht, die Herkules gebar, war bei weitem nicht so lang und gewitterstürmisch. Um Gotteswillen, schicken Sie mir nicht die Kritiken; schreiben Sie mir nur, wie der Absatz war. Das ist das einzige, was Interesse für mich hat.« Der Lärm, der im Lager der Freihändler gegen das Buch losbrach, hielt den Heimgekehrten erst recht in Atem: er mußte seine handelspolitischen Ansichten verteidigen, mußte Anhänger werben, seine Gegner, die Ökonomisten, widerlegen und sorgen, daß sein Honorar, 2000 Livres, einging. Über den Streit mit den Ökonomisten, der für Galianis Weltanschauung von höchster Bedeutung ist, geben die Briefe an die Pariser Freunde genauen Aufschluß. Indessen mußte sich der Verbannte, den das Heimweh nach den Pariser Salons verzehrte, wohl oder übel mit der allmächtigen Gegenwart abfinden, und als einziges Trostmittel benutzte er seine Fähigkeit, sein Leid in beweglichen Worten zu klagen: »Wenn Sie mir meine Fröhlichkeit wiedergeben, so werde ich an niemand mehr schreiben; denn hier habe ich sonst nichts, was mich quält, außer dem Mangel an Vergnügungen, an Gesellschaften, an Freunden, an Schülern, an Diners, an Soupers, an Geld, an Gesundheit, an Fröhlichkeit, an angenehmen Geschäften, an Liebe; aber dafür habe ich die Freundschaft des Ministers, den Ärger der Neider, die Gefahr der Verleumdungen, die unabsehbare Schar der langweiligen Menschen, die Prozesse, den Palast, den Hof, auf den Straßen die Dudelsäcke und an den Füßen die Hühneraugen.« Obwohl sich die vornehmsten Häuser um den kleinen Abbé rissen, gereichte es ihm, trotz seiner Eitelkeit, nicht zur Befriedigung, als Orakel des guten Geschmacks zu gelten, und was ihm die Frauen bieten konnten, war auch nicht geeignet, sein Heimweh nach Paris zu stillen.

Was die kluge Genferin, Frau Necker von Saussure, in ihrem Reisetagebuch aus dieser Zeit über die neapolitanische Gesellschaft zu erzählen weiß, zeigt, daß auf der Fäulnis, die sich da breit machte, kein Abglanz jenes Geistes ruhte, der alternden Zeiten einen Schimmer von Schönheit verleiht: diese Fäulnis war barbarisch, weil sie der Natur nahe stand, während die Pariser Verdorbenheit einer langwierigen Überkultur entsprang. Mit größter Deutlichkeit spricht sich der französische Geschäftsträger von Neapel, Herr von Bérenger, in einer Depesche an den Herzog von Choiseul über den Hof und die vornehme Gesellschaft aus: »Was die Ehemänner anbelangt, so übertreffen sie an Gefälligkeit noch die der anderen Völker. Der Marchese Santo Marco, ein Sechziger und Hauptmann der Leibgarde, gedachte zwar zu Beginn seiner Ehe ausschließliche Rechte auf seine Frau geltend zu machen; aber er sah bald ein, daß dies unvernünftig sei: ›Da es unvermeidlich ist (meinte er), daß ich in die (bewußte) Kategorie komme, ziehe ich die Manier des österreichischen Gesandten einer anderen vor‹, und so behandelt er diesen als seinen besten Freund. – Der Fürst von Belmonte, der Stallmeister des Königs, benimmt sich gegen Lord Fortrose auf ähnlich anständige Weise. Der Herzog von Palma, den es kränkte, keinen Leibeserben zu haben, ist entzückt, daß der Cavaliere Lomma dafür sorgt, und nimmt, als Eingeweihter, ruhig die Glückwünsche über die Schwangerschaft seiner Frau entgegen, obgleich es ihm nicht unbekannt ist, daß man allgemein an seine Impotenz glaubt. Jener Galingo, der das Herz der Königin zu rühren vermochte, führt seine Eitelkeit spazieren, zum großen Ärger aller, welche die Folgen fürchten. Er war der anerkannte (affiché) Geliebte der Fürstin von Aliano, die in der Königin keine Nebenbuhlerin sehen wollte. Schließlich gab sie ihrem Günstling aber doch den endgültigen Abschied. Ihr Verhältnis war zu offenkundig, als daß der Bruch nicht Aufsehen gemacht hätte. Die Königin, die eigentlich Schuld daran trägt, erschrak über das Ärgernis, das daraus entstehen mußte: sie bat die Fürstin Aliano flehentlich, ihren Geliebten wieder in Gnaden aufzunehmen; sie hat sich durch Bitten erniedrigt, aber diese Frau ist standhaft geblieben. Da Galingo mit seinem Gehalt als Stallmeister nicht auskommt und nicht mehr auf die Unterstützung von seiten der Fürstin Aliano rechnen kann, hat ihm die Königin eine monatliche Geheimpension anweisen lassen, welche die Prinzessin Butere ausbezahlt. Der Ton der Vertraulichkeit, Unschicklichkeit und Zügellosigkeit, der an diesem Hofe herrscht, ist unbegreiflich. Da für die Bälle in Caserta ein Hofrang erforderlich ist, sagte die Herzogin La Tripalda zu der Königin: ›Gestatten Sie, daß ich meinen Geliebten mitbringe. Er liebt mich sehr, ich liebe ihn ebenfalls so, und wo er nicht ist, langweile ich mich.‹« In dieser Welt der Titelsucht, pomphafter Aufdringlichkeit und plumpen Sinnengenusses mußte der Freund Diderots und Grimms leben; kein Wunder, daß ihn das Gefühl der Vereinsamung nicht verlassen wollte. So tat er sich mit einigen Herren zusammen, die das gelobte Land des Geistes und seine Hauptstadt aus eigener Anschauung kannten, um Paris zu spielen; aber dem verwöhnten Schöngeist kamen diese Soupers, an denen der österreichische General Koch, der französische Gesandtschaftssekretär, der venetianische Gesandte und der dänische Baron von Gleichen teilnahmen, wie eine Aufführung Molières in einer Jahrmarktbude vor. Der Plauderer, der Philosoph, der Harlekin, der Schöngeist brauchte ein hochgesteigertes Leben um sich, um sein eigenes zu fühlen: in dieser Stimmung begrüßte er selbst den Sturz seines früheren Gönners, des Marchese Tanucci, der im Jahre 1776 von dem ränkesüchtigen Sizilianer Sambuca verdrängt wurde, als willkommene Abwechslung in dem Einerlei, das ihm das tägliche Leben im »Lande der Lethargie und des Schlafes« bot. Unter solchen Zuständen blieb dem enttäuschten Weltmann nichts anderes übrig, als sich seinem Beruf mit Hingebung zu widmen und schriftlichen Verkehr mit seinen Pariser Freunden zu pflegen: wir verdanken dieser anhaltenden Geistesstimmung die unvergleichlichen Briefe, die zu den bedeutsamsten Dokumenten des 18. Jahrhunderts gehören. Als Beamter war Galiani von äußerster Gewissenhaftigkeit; seine Sitzungsberichte zeichneten sich durch solche Knappheit und Genauigkeit aus, daß ihn Ferdinand IV. ein Jahr nach seinem Amtsantritt zum Sekretär des obersten Handelsgerichtes ernannte, was Galiani mit dem Witz quittierte, er sei Handelsherr in einem Lande, das keinen Handel habe. Nicht selten kam es vor, daß sich der Hof die staatsmännischen Fähigkeiten des Abbés zunutze machte, indem er ihm wichtige Geschäfte übertrug oder sein Gutachten einholte. Galianis Gehalt stieg auf 1600 Dukaten, und dazu kamen noch die schon erwähnten namhaften Einkünfte aus seinen Pfründen. Dennoch litt der galante Abate an ständigem Geldmangel; als man ihn eines Tages nach den Gründen fragte, entgegnete er mit jenem Zynismus, der vielleicht Nietzsches einseitig hartes Urteil, der Abbé Galiani sei der scharfsinnigste, aber vielleicht auch schmutzigste Mensch seines Jahrhunderts gewesen, hervorgerufen hat: »Weil ich alle Laster habe.« Als er sein Testament verfaßte, begann er mit den Worten: »Die, welche meine Art zu leben kannten, werden nicht erstaunt darüber sein, daß ich so wenig Geld und Gut hinterlasse.« Der österreichische Kämmerer Graf Hartwig, der Italien im Jahre 1775 bereiste, bemerkt in seinem Tagebuch über den berühmten Schöngeist: »Ebenso galant und zärtlich wie Ovid und Chaulieu, haben ihn die Schönen noch mehr beschäftigt als die Musen, und seine Sinne gelten als so lebhaft wie sein Geist.« Galiani selbst pflegte aus seiner Auffassung der Liebe, wonach diese ein Vergnügen ist, das leider Geld koste, kein Hehl zu machen, und als ihm Frau von Epinay gelegentlich zu verstehen gab, er müsse die bekannte Pariser Kupplerin Gourdan auch gekannt haben, lehnte er diese Unterhaltung mit gespielter Entrüstung ab, indem er erklärte, er habe alles nur aus erster Hand gekauft und daher stets gute Ware um billigen Preis erhalten.

Seiner Geliebten, einer Frau de la Daubinière, die Galiani in Paris zurücklassen mußte, ließ er durch Frau von Epinay, wie aus einem Schreiben vom 8. September 1770 hervorgeht, eine Monatsrente von zwölf Livres auszahlen, aus einem Gefühl der Menschlichkeit, wie er sich auszudrücken beliebt, und von dieser Geliebten, die im Januar 1771 starb, besaß er zwei Kinder, die, vielleicht zu ihrem Glücke, der Mutter im Tod vorangingen. Indessen wird man gut tun, vor solchen Menschlichkeiten niemals zu vergessen, daß Galiani zu den fanfarons de leurs vices gehörte und es vorzog, sich lieber selbst bloßzustellen, als einen Witz auf der Zunge zu behalten. Um so musterhafter benahm sich der galante Onkel, als echter Südländer, als gefeiertes Haupt der Familie Galiani, die zahlreich genug war und sich, wie der Abbate selbst berichtet, aus fünf Schwestern, drei Nichten, einem Neffen mit Frau und Kindern, einer Tante von mütterlicher Seite, mit ihrem Anhang, aus Schwager, Schwägerin, dreißig Vettern und einem Hundert entfernter Verwandter zusammensetzte. Man kann sich denken, wie diese hungrige Gesellschaft in einem Lande, wo die Familie, als Erbin römischer Anschauungen, aufs innigste zusammenhält, dem großen Manne des Hauses auf dem Halse lag. Der Bruder Galianis, der Marchese Bernhard, starb ohne jegliches Vermögen und hinterließ drei Töchter, von denen die eine häßlich und bucklig, aber trotz dieses Gebrechens heiratslustig war. Es war eine Riesenaufgabe, die Mädchen an den Mann zu bringen; aber der diplomatische Onkel löste sie spielend: selbst der Buckligen verschaffte er einen Gemahl, was ihm, wie er mit lachender Ironie erzählt, die allgemeine Achtung der Neapolitaner eintrug. Seine Mußestunden füllte der Weltmann, der von seiner Jugend her den Ruf eines Münzkenners genoß, als Sammler aus: er sammelte Kameen, Bilder, Vasen, Waffen, absonderliche Seltenheiten, alte Klassiker in schönen Ausgaben und feingestochene Partituren. Wenn sich der Junggeselle unter seinen Schätzen allzu einsam fühlte, spielte er mit seinen Angorakatzen, deren Gehaben ihm Gelegenheit zu philosophischen Späßen bot.

Am 6. Mai 1777 wurde Galiani, der sich der besonderen Gunst des Königs erfreute, zum Vorsitzenden der Domänenverwaltung – er selbst nennt sich Ministre des domaines – und kurz darauf zum Sachwalter des Fiskus ernannt; auch das Amt eines Zensors fiel ihm zu, als 1777 eine französische Truppe in Neapel Vorstellung gab, und als geborener Realpolitiker scheute sich der Freund der Philosophen keineswegs, Molières » Tartuffe« ohne weiteres zu verbieten.

Obwohl ihn seine Ämter aufs höchste in Anspruch nahmen, fand er noch Muße zu literarischen Arbeiten: aus dem Jahre 1772 besitzen wir ein kleines »Gespräch über die Frauen«, das zuerst 1789, in den » Tablettes d'un curieux«, erschien; von ihm stammen Plan und Szenenführung der komischen Oper » Il Socrate immaginario«, zu der Paesiello die Musik und Giambattista Lorenzi die Verse schrieb. Galiani hatte seinem satirischen Hang nachgegeben und bekannte Persönlichkeiten Neapels karikiert, so daß der »Eingebildete Sokrates«, obwohl er bei der Aufführung im Oktober 1775 den lebhaftesten Erfolg davon trug, bald darauf verboten wurde.

Im Jahre 1779 erschien Galianis Schrift über den neapolitanischen Dialekt » Del Dialetto napoletano«, dessen zweiter Teil, das Wörterbuch, erst nach seinem Tode 1789 herauskam. Zu gleicher Zeit machte er sich über die Angst seiner Landsleute vor den Ausbrüchen des Vesuv in einem Schriftchen lustig, das den Titel führt: » Spaventosissima descrizione dello Spaventoso spavento, che ci spaventò tutti, coll' eruzione del Vesuvio, la sera dell' otto agosto del corrente anno, ma (per grazia di Dio) durò poco, di Onofrio Galeota, poeta e filosofo all' impronto.« (Höchst erschröckliche Beschreibung des schröcklichen Schröckens, so alle Leut erschröckete beim Ausbruch des Vesuvius, am Abend des 8. Augustus laufenden Jahres, aber (Gott sei Dank!) nicht lang andauerte, von Onophrius Galeota, Unverfrorenheits -Poet und -Weltweiser.)

Mit den Jahren hatte Galiani seine geheime Hoffnung, Frankreich, das Land seiner Träume, je wieder betreten zu können, aufgegeben, und als im April 1783 seine alte Freundin Frau von Epinay starb, war auch das letzte Herzensband, das ihn noch an Paris fesselte, zerrissen.

Bald darauf gingen auch Diderot und d'Alembert dahin, und von nun an beschied sich Galiani, als Neapolitaner zu leben, den nun nur noch ein langsam spärlicher werdender Briefwechsel mit Paris und seinen europäischen Gesinnungsgenossen und Verehrern verband. Katharina II. spricht unaufhörlich von ihm in ihren Briefen an Grimm, und wie hoch sie ihn schätzte, beweist die Tatsache, daß sie auch zuweilen seinen Rat einzuholen pflegte. Der große Musterkönig des aufgeklärten Absolutismus, Friedrich der Große, und eine Reihe kleiner Fürsten, wie der Herzog von Sachsen-Gotha und der Erbprinz von Braunschweig, unterhielten Beziehungen zu ihm, und alle Fremden von Ruf suchten in Neapel die Bekanntschaft des gefeierten Abate: als Kaiser Josef II. seine Schwester, die Königin Karoline in Neapel besuchte, wollte er keinen andern Begleiter als den Abbé Galiani.

Der europäische Ruhm Galianis wirkte mit der Zeit auch auf seine Landsleute, auf den Hof und die Stadt: immer höher stieg das Greischen in der Gunst des Königspaares; immer wieder erhielt er, von Zeit zu Zeit, zu seinen Ämtern ein neues Amt oder eine neue Sinekure. Im Jahre 1782 wurde er Beisitzer des obersten Finanzrates, welches Amt seinen Fähigkeiten und Neigungen in besonderem Maße entsprach und ihn deshalb so sehr freute, daß er, ein halbes Wunder, sogar auf seinen Gehalt verzichtete. Als Entschädigung für diese Anwandlung von Großmut verlieh ihm der König die Abtei Surcoli, die ein Einkommen von 1200 Dukaten abwarf. Kurze Zeit darauf wurde er Besitzer einer anderen Finanzbehörde, des Fondo di separazione, welche Stellung zwar nur 700 Dukaten abwarf, aber dafür um so größeren Einfluß gewährte. Als Faust im kleinen dachte der Abbé daran, den alten Hafen von Bajä wiederherzustellen und das Mare morto, den altrömischen Kriegshafen am Kap Misenum, durch einen schiffbaren Kanal mit der offenen See zu verbinden; desgleichen plante er eine Ableitung der stehenden Wässer des Fusaro-Sees und, als Liebhaber des Altertumes, die Erneuerung des Kanals zwischen dem Averner- und Lucrinersee: schon hatten die Arbeiten an diesem Werke unter seiner Leitung begonnen, da traf ihn am 13. Mai 1785 ein schwerer Schlaganfall, von dem er sich jedoch soweit erholte, daß er im folgenden Jahre eine Reise nach Apulien unternehmen konnte. Da indessen seine Gesundheit schwankend blieb, rieten ihm die Ärzte zu einer Fahrt durch Italien, und Galiani trat diese am 7. April 1787 an: er besuchte Venedig, Modena, Padua und wurde überall mit der höchsten Auszeichnung aufgenommen; doch die Zerstreuungen der Reise, die just in die Zeit fiel, da Goethe in Neapel weilte, vermochten das Gefühl, daß er nicht mehr lange zu leben habe, nicht aus der Seele des Gealterten zu bannen. Der Heimgekehrte pflegte zu scherzen: »Die Toten langweilen sich tödlich da unten und haben mir eine Einladung geschickt, baldmöglichst bei ihnen zu erscheinen und sie ein bißchen aufzuheitern.« Früher, im Jahre 1770, hatte der lachende Sinnenmensch an seine Pariser Freundin, Frau von Epinay, geschrieben: »Der Tod ist eine häßliche Sache. Glauben Sie mir: die alten Philosophen, die da behaupten, der Tod sei nichts, sind Schwätzer. Leben Sie also und leben Sie möglichst lange!« Nun war er gefaßt. Als der Leidende am 7. Oktober von seinem Landgut Santo Sorio am Vesuv aus dem feierlichen Empfang im Königsschloß zu Portici beiwohnte, ermahnte ihn der König, sofort einen Arzt zu befragen: dieser kam am folgenden Tage und stellte Wassersucht, ohne Aussicht auf Heilung, fest.

Die Königin Karoline, die, wie ihr Gemahl, dem geistvollen Abbate sehr zugetan war, benützte die Krankheit des Freigeistes, um ihn zu christlicher Einkehr zu mahnen; doch der Kranke erklärte in seiner Antwort, daß er die Grundsätze der ewig gültigen Moral und der wahrhaftigen Religion immer in seinem Herzen getragen habe. Seine Freigeisterei hielt ihn indessen, wie später Talleyrand, nicht ab, die Formen zu erfüllen, deren Hochhaltung einem Würdenträger der katholischen Kirche beim Sterben ziemt: er ließ seinen Beichtvater rufen; er hielt, von seinen Freunden und seiner Familie umgeben, anstatt zu beichten, eine kurze Rede, in welcher er der Hoffnung Ausdruck gab, daß er, als katholischer Christ, Verzeihung seiner offenbaren Sünden finden werde; dann empfing er die letzte Ölung und begleitete, als höflicher Hausherr, den Priester bis zur Tür, mit den Scherzworten: »Man kann sich auch einmal für den lieben Gott bemühen, nachdem man sich so viel um die Menschen gemüht hat!« Die ganze Stadt nahm lebhaftesten Anteil an dem Befinden des Kranken, der es darauf angelegt zu haben schien, die Heiterkeit seines Geistes bis zur letzten Stunde zu zeigen.

Als ihn am Vorabend seines Todes der Doktor Gatti, sein alter Freund, besuchte und bemerkte, er habe, anstatt in Gesellschaft der französischen Gesandtin in die Oper zu gehen, seine Gesellschaft vorgezogen, spöttelte der Kranke: »Ich soll Ihnen wohl dankbar sein? Aber, mein Lieber, ich weiß, Sie betrachten mich als einen Harlekin, dessen Späße Ihnen mehr Vergnügen machen, als die Scherze in der Oper, und Sie sind nur gekommen, um das letzte Vergnügen zu genießen, das ich Ihnen bereiten kann.« Und als der englische Premierminister General Aston, den Galiani nicht leiden mochte, zwei Stunden vor seinem Verscheiden vorsprach, sagte der Sterbende zu seinem Diener: »Melde der Exzellenz, daß ich sie nicht empfangen kann, denn mein Wagen wartet. Und sage ihr auch noch, daß man ihr auch den ihrigen bald schicken wird.«

Mit solchen Scherzen auf den Lippen starb der Abbé Ferdinand Galiani am 30. Oktober 1787, im Alter von 58 Jahren und zehn Monaten. Seine Leiche wurde in feierlichem Zuge in der Himmelfahrtskirche der Cölestiner, in Neapel- Chiaia, an der Seite des Bischofs Galiani beigesetzt. Alle Notabilitäten Neapels, Klerus, Adel und viele Trauergäste aus dem übrigen Italien nahmen an der Beisetzung teil.

Wilhelm Weigand


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