Abbé Galiani
Briefe an Madame d'Epinay und andere Freunde in Paris 1769-1781
Abbé Galiani

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[29] An Frau von Epinay

Neapel, den 14. Juli 1770

Meine schöne Dame,

der verhängnisvolle Name Merlin gellt Ihnen ins Ohr: Hyla, Hyla, nemus omne sonabat. Mir zerreißt er das Herz. Was soll ich mit diesem tropfenweise fließenden Gelde anfangen? Ich hätte alles aufgegessen, ehe ich es gewahr würde. Ich glaubte, Sie würden 840 Livres einkassieren, die man mir in Paris hätte bezahlen sollen, aber damit ist es nichts. Das Wertpapier, das dorthin zum Verkauf gesandt wurde, ist wieder zurückgekommen. Sie sind also nur noch ihr eigner Kassierer. Ich danke Ihnen für die Notenbücher, die Sie mir geschickt haben. Es handelt sich nicht um eine Besorgung, sondern um ein Geschenk, das ich machen muß, und das ist gerade das Verflixte. Schelten Sie mich nicht, ich verspreche Ihnen, nicht mehr darauf zurückzukommen. Inzwischen schicken Sie mir eine Abrechnung über das, was Sie für mich eingenommen und ausgegeben haben; ich habe sie sehr nötig, um meine Maßnahmen zu treffen.

Warum wundern Sie sich über Fréron? Schrieb ich es Ihnen nicht schon vor vier Monaten? Hatte ich es Ihnen nicht vorausgesagt, daß die Ökonomisten mir Freude machen würden, die ich vorher nicht hatte? Das Wort exoriare aliquis ist unfehlbar. Man hat Mitleid mit den Bedrängten. Fréron will durchaus originell sein; das ist sein einziger Zweck. Diesmal hat er gefunden, daß es eigenartig wäre, auf meiner Seite zu stehen, und ohne andre Überlegung hat er's getan. Wenn es eigentümlich ist, daß ich der einzige geistreiche Mensch bin, von dem er Gutes gesagt hat, so ist ebenso eigentümlich, daß ich der erste und einzige ehrenhafte und geistreiche Mensch bin, der es gewagt hat, den Ökonomisten die Maske abzureißen und sie als das zu zeigen, was sie sind, das heißt als fanatisches Pack, das auf Empörung und Aufruhr hinarbeitet. Die ändern hatten sich begnügt, beim Lesen ihrer Bücher zu gähnen; aber ich sage Ihnen, jetzt wird es Parlamente und Behörden geben, die sich laut zu meinen Gunsten erklären. Denken Sie an meine Worte!...


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