Abbé Galiani
Briefe an Madame d'Epinay und andere Freunde in Paris 1769-1781
Abbé Galiani

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[76] An Frau von Epinay

Neapel, den 21. August 1771

Oh, Madame, welch schmerzliche Briefe schreiben Sie mir! Was? Der Strohsessel geht auf Reisen? Geht für achtzehn Monate auf Reisen! Kommt nach Italien! Was für eine sonderbare Neuerung! Ich hätte diesen Sessel für ebenso unbeweglich gehalten wie den Pont-Neuf und den Glockenturm von Notre-Dame. Aber erklären Sie mir wenigstens: mit wem er geht? Was will er?

Nun, ich beklage Sie und bin traurig für Sie. Ich möchte ihn wohl als Herausgeber der ausländischen Korrespondenz ersetzen; aber ich hätte nicht die Kraft dazu. Auch Sie nicht, und ich kann Ihnen nicht raten, diese Arbeit auf sich zu nehmen; auch auf den Philosophen können Sie sich für eine regelmäßige Korrespondenz nicht verlassen. Höchstens könnten Sie ihn damit betrauen, in einem Monat Stoff für achtzehn Monate fertig zu machen und diesen dann stück- und portionsweise von Woche zu Woche verschicken. Das würde seiner ganzen Art und seiner Arbeitsweise mehr angemessen sein.

Mit dem Getreide ist's also aus in Paris; man hat es satt. Gott sei Dank! Wovon spricht man denn jetzt? Von der Elektrizität? Sagen Sie mir, in welchem Evangelium hat denn der Herr Suard gefunden, daß der Feuerball, von dem seine Zeitung berichtete, keine elektrische Erscheinung sei? Wenn ich mir erlauben dürfte, ihm einen kleinen Wischer zu geben, so würde ich ihm sagen, er hätte seinen Bericht mit den feierlichen Worten aller Zeitungsschreiber beenden müssen: Die Zeit wird uns weiter darüber belehren. Übrigens bin ich überzeugt, daß Blitz, Nordlicht, Meteore, Meeresleuchten lauter elektrische Erscheinungen sind; denn ich glaube, Elektrizität ist nichts anderes als das Elementarfeuer, das überall verbreitet ist, und ein Feuerzeug ist meiner Meinung nach dasselbe wie ein Gewitter. Zwei Wolken, die gegeneinander oder gegen einen Berg, einen Kirchturm Feuer schlagen, lösen den großen Funken aus, der uns eine Todesangst einjagt. Guten Abend....


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