Abbé Galiani
Briefe an Madame d'Epinay und andere Freunde in Paris 1769-1781
Abbé Galiani

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[47] An Frau von Epinay

Neapel, den 3. November 1770

Aber warum, schöne Frau, sind Ihre Briefe seit einiger Zeit so traurig und verdrießlich? Es genügt nicht, es einzugestehen, man muß es auch bereuen und besser machen. Nur die Pfaffen haben erfunden, es genüge, seine Fehler zu gestehen, aber es komme nicht viel darauf an, sich zu bessern, und infolgedessen haben sie den Namen eines Sakraments, das früher »Buße« hieß, in den heute gebräuchlichen Namen »Beichte« verwandelt; doch das ist sehr gut für diejenigen, die nur über die Schuldigen Macht haben wollten, indem sie all ihre Schliche erfuhren, denn die Schuldigen hätten sie nicht mehr gefürchtet, wenn sie sich bekehrt hätten. Sie aber, Madame, müssen sich bekehren und mir die schönsten Briefe der Welt schreiben. Freilich, Sie leiden, wie man mir sagt, an Rheumatismus; aber wo ist Grimm, wo der nazarenische Prior, wo sind all meine Freunde, wo ist Ihre Tochter? Kurz und gut, tun Sie Metanie! (Wenn das griechische Wort Sie verwirrt, so wird Grimm es Ihnen erklären.)

Sprechen wir von Geschäften. Ich ersehe aus Ihrem Brief nicht recht, zu welchem Preis Sie hundert Exemplare meines Buches erstanden haben. Ich bitte Sie, es mir anzugeben. Zugleich bitte ich Sie, fünfundzwanzig Exemplare des Werkes zu einem Ballen zu verpacken, und diesen nach Genua an Herrn Pietro Paola Celesia zu schicken. Geben Sie ihm, bitte, auch den Kaufpreis an nebst allen Auslagen für Verpackung und Versendung; dabei bitte ich Sie, möglichst sparsam zu sein; vor allen Dingen bedienen Sie sich nicht des Herrn Delorme, denn den könnte man mit Recht einen Gentleman von der Landstraße nennen, wie die Engländer sagen. Bitte mir auch zu gleicher Zeit einen gleichen Ballen von fünfundzwanzig Exemplaren mit einer Gesamtausgabe der Werke Voltaires zu schicken und ebenfalls die Auslagen anzugeben. Versuchen Sie den Rest zu verkaufen und Geld herauszuschlagen: denn ich stehe dicht vor einem Bankerott... Ich bin in Eile und übergehe tausend Sachen, die ich Ihnen sagen müßte. Die Briefe aus Frankreich sind diese Woche nicht angekommen. Lassen Sie es sich gut gehen, behalten Sie mich lieb, und wirken Sie für meine Rückkehr nach Paris. Leben Sie wohl.


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