Abbé Galiani
Briefe an Madame d'Epinay und andere Freunde in Paris 1769-1781
Abbé Galiani

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[178] An Frau von Belsunce

Neapel, den 2. September 1778

Madame,

Sie sind die würdige Tochter Ihrer unvergleichlichen Mutter. Von Kummer, Anstrengungen und Müdigkeit gebeugt, denken Sie noch daran, mich durch einen Brief der Ungewißheit über den Gesundheitszustand Ihrer Mutter zu entreißen. Sie sind reizend, anbetungswürdig, himmlisch. Aber Mama ist immer noch sehr krank. Das ist schrecklich, abscheulich, scheußlich; aber es ist nicht Ihre Schuld. Sie werden mich in Neapel besuchen. Ich bin entzückt davon. Wir erwarten hier von einem Augenblick zum ändern mit der äußersten Ungeduld die Pest. Man rechnet diesen Winter mit Sicherheit auf eine Hungersnot. Warten Sie also, bis alles das vorüber ist, und kommen Sie dann; und wenn Sie mich noch finden, seien Sie sicher, daß Sie mich als den wiederfinden, den Sie kennen.

Der Fürst Pignatelli ist aus Sizilien zurück, und wie glücklich er sich fühlt! Im Augenblick veranstaltet der Vesuv einen ziemlich hübschen, unschädlichen und ungefährlichen Ausbruch, um ihm ein Vergnügen zu machen.

Das sind unsere Neuigkeiten. Die meinigen lauten: nur die Pest kann mir meine Heiterkeit und meine gute Laune wiedergeben; denn ich befinde mich in einem Zustand der Erschöpfung und tödlicher Gefühlsleere.

Ich wollte am Horaz arbeiten; ich hatte angefangen, und dann habe ich meine Arbeit liegen lassen, teils aus Niedergeschlagenheit, teils wegen der übermäßigen Hitze, die wir heuer durchgemacht haben...


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