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Neapel, 18. November 1769
Madame!
Aus der Datierung meines Briefes sehen Sie, daß ich meine Reise beendet habe. Der König hat mich sehr huldvoll empfangen. Das ist alles, was ich Ihnen erzählen kann. Ich würde übrigens lügen, wollte ich Ihnen sagen, was ich diesen Frühling anzufangen gedenke. Sicher verbringe ich den Winter in Neapel. Ich konnte Ihnen wegen Zeitmangels noch nicht auf Ihren Brief vom 22. antworten, den ich in Rom erhielt; aber trotzdem habe ich viel an Sie und Ihre Frau Tochter gedacht. Sie werden sich erinnern, daß sie eine kleine Antike wünschte, als Ersatz für die ihr vordem von mir geschenkte und später ihr abhanden gekommene. Überall suchte, wühlte, schnüffelte ich herum. Endlich fand ich etwas, das mir große Freude machte. Es ist eine kleine hübsche Pallas, noch hübscher als die Ihrige, sicher antik und tadellos geschnitten. Sie werden sie hier im Brief finden und, bitte, Ihrer Frau Tochter von mir übergeben. Ich bin entzückt, daß Mutter und Tochter von nun an mit demselben Wappen siegeln können. Minerva wird das Familiensymbol sein... Ich habe dem Baron und Diderot noch nicht geantwortet. Hier werde ich alles in Ordnung bringen. Diese seit den Zeiten Horazens und Virgils zum Müßiggang verdammte Stadt – et in otio natam Parthenopem – wird mir soviel Muße geben, als ich haben will, und mehr. Im umarme den teuern Propheten. Von unserem unvergleichlichen Marquis habe ich einen sehr langen Brief erhalten, worin nichts steht. Ich wünschte, er schriebe mir in Prosa. Leben Sie wohl, behalten Sie mich immer lieb!...