Abbé Galiani
Briefe an Madame d'Epinay und andere Freunde in Paris 1769-1781
Abbé Galiani

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[20] An Frau von Epinay

Neapel, den 19. Mai 1770

Ihre Nummer 6 kommt eben glücklich an, und ich bin überzeugt, mein Freund Magallon wird mir keinen Ihrer Briefe verlorengehen lassen; schicken Sie nur immer auf diese Art, denn es ist ein so angenehmes Gefühl, kein Briefporto bezahlen zu müssen.

Das Gedicht des Kaisers von China ist wieder ein Triumph für mich. Alle Dummköpfe sind für die freie Ausfuhr und gegen die Chinesen, weil sie weder zu sehen noch zu urteilen verstehen. Ich wünsche zwei Exemplare davon und bitte Sie, sie zu kaufen und Herrn Delorme, dem berühmten Spediteur in der Rue Saint-Honoré gegenüber dem Staatsrat, zu übergeben; er soll sie nach Rom an den Kardinal Orsini schicken, der sie dann dem Marquis Tanucci zustellen wird. Die Transportkosten werden an Herrn Delorme durch den Geschäftsträger bezahlt; den Preis der Bücher bezahle ich. Hoch die Chinesen! Es ist eine alte Nation, die uns für Kinder und Gassenjungen ansieht; und wir halten uns für wer weiß was, weil wir Meere und Länder durchreisen! Bigis atque quadrigis petimus bene vivere, und so tragen wir überallhin Krieg, Zwietracht, unser Geld, unsre Gewehre, unser Evangelium etc.

Sie haben recht, der Baron ist zu pedantisch und nicht gerieben genug. Übrigens, glaube ich, könnten Sie Panurg zwingen, Ihnen meinen Brief zu zeigen. Er kann nicht ableugnen, daß er einen bekommen hat. Der Brief wird Ihnen Spaß machen.

Die Geschichte mit dem Merlin versetzt mich in so schlechte Laune, daß ich sicher nichts mehr schreiben werde, bis ich nicht meine mir nötigen hundert Louis in blankem barem Gelde eingenommen habe. Geben Sie mir also Nachricht, daß die Wechsel diskontiert sind und daß ich bezahlt bin; dann wollen wir weiter sprechen...

Ich weiß nicht, ob ich heut abend meinem lieben, reizenden Grafen Schomberg antworten werde. Ich bin ein Faulpelz und warte immer den letzten Augenblick ab.

Sie gedachten, Voltaires Statue mit vier angeketteten Affen zu verschönern, aber Sie haben keine gute Auswahl getroffen. Es mußten sein: Der Papst, der Jesuitengeneral, Moses und noch einer.

Adieu oder, besser gesagt: Nicht ade! Behalten Sie mich lieb, ich bete Sie an, und mein einziges Glück ist, von Paris, von Ihnen und meinen Freunden zu träumen.


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