Abbé Galiani
Briefe an Madame d'Epinay und andere Freunde in Paris 1769-1781
Abbé Galiani

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[128] An Frau von Epinay

Neapel, den 31. Juli 1773

Sie wollen es nicht glauben, schöne Frau – aber Ruhe und Sorglosigkeit sind nur in der Wahrheit. Jetzt, da Sie mich mißtrauisch gemacht haben, bin ich nicht einmal sicher, ob Ihr Brief vom 11. Juli wahrheitsgetreu ist. Ich will annehmen, daß er es ist, wenigstens was darin über Ihr Fettwerden und Schönwerden steht. Es wird für mich, wenn ich nach Paris zurückkehre, eine schöne Überraschung sein, Sie fett zu finden, wie ich die Frauen liebe ...

Wir haben hier eine Königin in Wochen, und Ihr König wird der Pate sein, wenn das Kind nicht stirbt. Die Kleine ist ein bißchen schwächlich zur Welt gekommen und wird Mühe haben, am Leben zu bleiben.

Ich bin heute abend dumm wie gewöhnlich und bei außergewöhnlich schlechter Laune. Es ist der letzte Tag des Monats. Ich sehe meine Aufstellungen durch und finde, daß mein Koch, meine Bedienten, mein Kutscher mich bestehlen, berauben, plündern. Ach wie peinlich ist es doch für einen Abbé, von anderen Leuten bestohlen zu werden als von seiner Haushälterin. Ich bin allein, einsam, ohne Verwandte, ohne Freunde, ohne Hausfrau; mein Geld geht zum Teufel: alles ist einig im Stehlen. Ich muß mich durchaus verheiraten. Hätten Sie nicht zufällig eine reiche Kreolin für mich? Ob sie neu oder schon etwas abgenutzt ist, macht mir wenig aus. Sehen Sie doch mal zu.

Guten Abend; ich verabschiede mich. Ich weiß nicht, was ich Ihnen sagen soll. Sie werden alle Neuigkeiten der Welt von überall her eher erfahren als aus meiner Sackgasse. Also, leben Sie wohl. Der Fürst schickt Ihnen tausend Empfehlungen.


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