Abbé Galiani
Briefe an Madame d'Epinay und andere Freunde in Paris 1769-1781
Abbé Galiani

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[120] An Frau von Epinay

Neapel, den 15. Mai 1773

Sie haben ganz recht. Zwischen Leiden und Trennung gibt es keine Wahl. Das eine bedeutet ein unglückliches Leben; die andere bedeutet den Tod, und der Tod ist das allerschlimmste, was es gibt. Aber Grimm wird zurückkommen.

Ob auch der Philosoph – das bezweifle ich. Wenn er es nun machte wie Descartes?! Wenn die Liebenswürdigkeiten einer philosophischen Herrscherin ihn festhielten?! Außerdem ist er ganz der Mann danach, einfach zu vergessen, daß er zurückkehren soll. Zeit und Raum sind vor ihm wie vor Gott: er glaubt allgegenwärtig und ewig zu sein.

Wenn die elektrische Materie nicht die Vitriolsäure ist, so wird sie wohl etwas anderes sein. Das scheint mir klar. Es erübrigt nur noch zu untersuchen, ob man etwas von etwas weiß, wenn man nur weiß, daß etwas nicht was anderes ist. Wenn Sie sich für die Verneinung dieser Frage entscheiden, so geht das ganze menschliche Wissen zum Teufel. Wenn Sie die Frage bejahen, dann werden die Menschen einen unendlichen Haufen von Dingen wissen; denn sie werden zum Beispiel wissen, daß ich nicht Sie bin und daß Verse keine Prosa sind.

Die Saussures sind nach Sizilien gereist. Fürst Pignatelli hat mich oft von Ihnen erzählen lassen. Chastellux amüsiert sich. Ich habe sein Buch über die öffentliche Glückseligkeit noch nicht gelesen. Aber die Idee desselben erscheint mir schön und sehr neu. Sollte das Werk nicht der Idee entsprechen, so besäße es dennoch ein ungeheures Verdienst wegen des Mutes, den Weg zu einer neuen, nützlichen und bedeutenden Untersuchung eröffnet zu haben. Ich soll heute mit ihm und Pignatelli auf dem Lande speisen. Daher scheide ich jetzt von Ihnen.

Ist es möglich, daß Herr de Sartine nichts für mich tun will. Ach, wie richtig ist das Wort: die Abwesenden haben unrecht.


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