Abbé Galiani
Briefe an Madame d'Epinay und andere Freunde in Paris 1769-1781
Abbé Galiani

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[15] An Frau von Epinay

Neapel, den 31. März 1770

Madame,

Ihr Stillschweigen beunruhigt mich fürchterlich. Was ist denn geschehen? Sind Sie etwa wegen meines unglücklichen Buches im Gefängnis? Ist Diderot auch darin? Und Grimm, und der Baron, und soviel andere? Hat man mich vergessen, obgleich ich so viel Lärm machte, damit man sich meiner erinnern sollte? Reißen Sie mich aus dieser Ungewißheit, und, um mich auf dem laufenden zu erhalten, schreiben Sie mir direkt mit der Post.

Man hat mir geschrieben, der Abbé Morellet habe von der Regierung Befehl erhalten, auf die Dialoge zu antworten. Er ist also öffentlich als Wache und Polizei der Ökonomisten erklärt und hat Befehl, uns unglückliche Wildlinge der philosophie rurale abzufangen. Geduld! Wir verlassen uns auf unsere Beine, wir werden schon davonkommen. Ich bin bis nach Neapel galoppiert und glaube mich hier in Sicherheit.

Kommt der Baron Gleichen hierher, wie man sagt? Sprechen Sie mit ihm von mir. Sagen Sie ihm, er solle mir schöne Angorakatzen mitbringen. Ich verpflichte mich, zu beweisen, daß die freie Ausfuhr von Angorakatzen noch nötiger und vorteilhafter ist als die des Getreides.

Aber Sie schreiben mir ja nicht. Das macht mich traurig. Sollten Sie krank sein? Leben Sie wohl! Endigen Sie meine Qualen mit einer schönen, sehr langen und interessanten Epistel. Behalten Sie mich lieb.


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