Abbé Galiani
Briefe an Madame d'Epinay und andere Freunde in Paris 1769-1781
Abbé Galiani

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[151] An Frau von Epinay

Neapel, den 28. Januar 1775

Wissen Sie auch, schöne Frau, daß Sie schuld daran sind, daß ich beinah vor Lachen erstickt wäre? Wäre ich daran gestorben, so wäre Ihr Buch schuld daran gewesen. Dieses zehnte Gespräch ist eine unglaubliche Sache (denn das Wort Meisterwerk ist zu entwertet). Emilie hat sich mit der Erzählung »Und dann« selbst übertroffen! Mein Gott, welch eine Erzählung! Übrigens trage ich mich seit einigen Tagen mit dem Gedanken, wozu Ihr Buch dienen könnte, und ich glaube, es gefunden zu haben. Ich werde mich seiner als eines Prüfsteins bedienen, um die Menschen kennenzulernen. Hier haben Sie ein Skalenmuster dieses neuen Barometers.

Diejenigen, die das Buch für gut und nützlich erklären, aber behaupten, man hätte es besser und lehrreicher machen können, sind beschränkte Köpfe und engherzige Geister.

Diejenigen, denen es gar nicht gefällt, sind Schurken, ohne Herz und Seele.

Diejenigen, die es vollkommen finden, sind Schmeichler. Diejenigen, die es voller Heiterkeit und ursprünglicher Naivität finden, die dabei vor Lachen ersticken und meinen, es sei zu nichts nütze, weil es bei der Erziehung nichts nützen kann, da die Erziehung im ganzen ebenso sehr eine Wirkung des Zufalls ist wie die Empfängnis, sind erhabene Geister, wie Diderot, Grimm, Gleichen und Ihr Diener.

Ich war so weit, als Ihre Nr. 1 ankam. Ich ersehe daraus, daß Ihr Zustand unheilbar ist. Um so besser! Denn der Tod ist eine Art Gesundung. Ich verlange nicht, daß Sie gesunden; ich verlange, daß Sie am Leben bleiben...

Der Herzog von Luxemburg reist morgen ab. Herr von Clermont wird mein Glück hier sein. Wenn Sie ihm, außer dem Kattun, auch noch das Königliche Taschenbuch mitgeben wollen, machen Sie mir eine Freude. Endlich würde ich gerne Strumpfbänder kaufen, ohne Parfüms, aber feine Arbeit: denn man hat hier in Strumpfbändern keine Erfahrung, und ich möchte sie in Mode bringen. Da das Rockaufheben Mode geworden ist, ist es an der Zeit, die Strumpfbänder zu verbessern. Ich wünschte solche mit mehrfach durchlöcherten Silberschnallen, um sie weiter oder enger machen zu können; denn unsere Schenkel sind verteufelt dick. Guten Abend; haben Sie mich lieb ...


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