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Exl-Bühne: »Der G'wissenswurm«

Dieser zweite Anzengruber-Abend stand dem ersten nicht nach. Im Gegenteil, die äußere Wirkung schien noch größer zu sein. Obgleich gerade diese Meisterkomödie ihre Partien hat, deren Sentimentalität allmählich verblaßt. Aber frisch wie am ersten Tag wirken immer noch der kranke Bauer Grillhofer mit seinem »G'wissenswurm« und sein Schwager Düsterer. Ludwig Auer war als Grillhofer durch und durch Mensch, die körperliche Hinfälligkeit war nicht gespielt, ebensowenig die Bußhaftigkeit, wenn auch ein diskreter Schimmer von Komik darüber lag. Eduard Köck war diesmal der Düsterer; er blieb dem Bauern-Tartüff nichts schuldig: eine interessante Mischung von Dämon und Hanswurst. Anna Exl sah als Horlacherlies wieder entzückend aus; aber ein Naturkind war das nicht. Doch schließlich ist der Dichter daran schuld, der eine kleine, ländliche Philosophin schaffen wollte, und dem eine Soubrette daraus geriet. In Episodenrollen durchaus lebensecht Mimi Gstöttner und Julius Pohl. Was die Kostüme anbelangt, so sah man weder Wadenstrümpfe noch Kniehosen. Ach, meine lieben Exl-Leute, wenn ihr so richtige Tiroler Kostüme sehen wollt, müßt ihr schon nach dem Bayerischen Platz gehen.

Berliner Volks-Zeitung. 21. Juli 1921


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