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Diese Mitteilungen unseres Mitarbeiters, denen unanzweifelbares Tatsachenmaterial zugrunde liegt, glauben wir im Interesse des Landeswohles nicht verheimlichen zu sollen.
Die Redaktion
In Dortmund bestand längere Zeit in der Straße Ostwall 4 eine Geschäftsstelle der Orgesch. Der Leiter war ein Oberleutnant Lüdemann vom ehemaligen Regiment 159. Vom 10. April etwa war dieser Herr aus Dortmund verschwunden, und die Filiale schien eingegangen zu sein. Erst am 10. Mai gab er ein Lebenszeichen von sich. Und zwar durch einen Brief aus München an ihm nahestehende Personen, doch womöglich alle 159er, die noch treu sind, zusammenzubringen. Zum nächsten Donnerstag würden einige eiserne, entschlossene Kerle gebraucht. Sammelplatz sei der »Reinoldushof« in Donmund.
Zu gleicher Zeit tat sich auch im »Reinoldushof« eine Werbestelle für Oberschlesien auf. Vor der Tür prangten Plakate: »Herbei, herbei, Bürger, Arbeiter, rettet Oberschlesien! Nähere Auskunft hier!«
Denjenigen, die sich dort meldeten, sagte ein Oberleutnant Lüdemann, der Bruder des Oberleutnants, etwa das folgende: Es gilt Oberschlesien zu retten, da dies aber von der Regierung verboten sei, müßte man erst nach München fahren. Ausgezahlt werde ein Handgeld von 200 Mark, sowie 50 Mark Verpflegungsgeld; die Reise sei frei. Die Behörden stünden nicht im Wege, der Zuspruch sei groß; erst am vergangenen Freitag seien 150 Mann nach München abgefahren, der letzte Transport gehe am Dienstag (nach Pfingsten) ab.
Zugleich wurde empfohlen, im Falle der Abreise nach München ein Telegramm nach folgendem Schema zu richten:
»Gauleitung München, Knölerstraße 8.
Lüdemann – 5 Gäste zur Beerdigung ankommen.
8 Uhr ankommen.«
Irgendwelche Randglossen hierzu sind vollkommen überflüssig. Wer nicht gerade ein paar Eichenbohlen vor dem Kopf trägt, wird sich über den Zweck dieser »Oberschlesienhilfe« mit dem Sammelplatz München keinen Augenblick im Unklaren sein. Die Reichsbehörden haben die Pflicht, zu handeln.
Berliner Volks-Zeitung. 15. Mai 1921