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Rose-Theater: »Im Café Noblesse«

Mit der Aufführung dieser wirklich lustigen, und vom Schema abweichenden Komödie Karl Schülers bereitete das Rose-Theater seinem Publikum einige heitere Stunden. Wenn auch nicht gerade die Tugend siegt und das Laster – vertreten durch den berühmten Geldspindknacker Franz Horn – am Ende mit etlichen braunen Lappen in der Tasche und einem schmucken Mädel an der Seite triumphierend das Lokal verläßt, so hat es doch die Lacher auf seiner Seite – vielleicht, weil die Tugend des geprellten Hausbesitzers Kalitzki auch nicht ganz einwandfrei ist. Aber vermutlich hätten Franz Horn und sein Liebchen auch alle Sympathien, wenn Herr Kalitzki etwas weniger anrüchig wäre.

Die Aufführung machte dem Rose-Theater alle Ehre. Max Wolff als Regisseur hatte für ein täuschend naturwahres »Café Noblesse« Sorge getragen und verkörperte außerdem eine Episodenrolle mit viel Geschmack und Zurückhaltung. Rosa Schäffel, als Wirtin des angenehmen Etablissements, entfesselte im Glanze einer unechten goldenen Lockenfülle wahre Heiterkeitsstürme. Emmy Loneck und Ursula Keßler waren ein paar nette junge Pflänzchen aus der Neppbranche. (Ach, wenn sie nur alle so liebenswürdig wären und so aussähen!) Bernhard Rose repräsentierte einen achtunggebietenden Meister der Wissenschaft des Gottes Merkur, überwältigend komisch in seinem Berufseifer und in seiner Begeisterung für alle Fortschritte der »Technik«. Eine glänzende Charakterstudie bot Felix Bressart in der Rolle eines versoffenen Eckenstehers.

Also nochmals: mit Ehrbarkeit gepflastert ist dieses Stück gerade nicht. Aber wer seinen Geldschrank zu Hause mit den neuesten Kombinationsschlössern gesichert weiß, der lasse ruhig seinen irdischen Besitz für einen Abend aus dem Spiel und freue sich an der hohen Kunst des berühmten Einbrechers Franz Hörn. ??

Berliner Volks-Zeitung. 22. April 1921


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