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Drei neue Folies-Caprice-Einakter

Im Theater Folies-Caprice schaffen drei neue Einakter eine absolut literaturreine und ismenfreie, aber nichtsdestoweniger höchst verunglückte Atmosphäre. Die ältesten Kalauer feiern fidele Auferstehung, und, unbelastet von Bedenken und Moralien, trudelt die Handlung über die Bretter. In der »Reservedame« hat eine ingeniöse, aber nicht gerade zimperliche junge Frau einen Trick erdacht, der sich als sehr einträglich erweist, aber hier nicht verraten werden soll, um nicht allzu viel Damen zur Nacheiferung zu begeistern. In »Meine Tochter, die Herzogin« gerät ein Duodez-Monarch mit seinem Liebchen durch einen Zufall in das Haus der illegitimen Schwiegermama und muß sich dort, horribile dictu, an Schalet und Mazzesklößchen delektieren. Und in »Neun Monate à dato« wird ein geiziger und schikanöser Erblasser noch im Grabe geprellt. – Das Publikum folgte willig durch diese arkadische Welt. Gespielt wurde in sehr flottem Tempo. Ernst Schmidt ist ein sehr sympathischer Liebhaber. Rudolphie entfaltete starke Beredsamkeit unter Zuhilfenahme aller vier Extremitäten und ging ans Zwerchfell. Else Brandt (blond) und Lola Dahlheim (schwarz) setzten ihrem Temperament keine Schranken, während Frau Grünecker-Jolly alle Register grotesker Komik zog. Ferdinand Grünecker aber war nicht nur komisch, sondern, nehmt alles nur in allem, sogar ein Mensch.

Berliner Volks-Zeitung. 18. Dezember 1920


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