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Neues Volkstheater
»Der Mann Fjodor«

Redaktionelle Pflicht vertrieb mich um etliches vor Schluß. Ich kann deshalb nicht berichten, ob schließlich die Enthusiasten oder die Oppositionellen das Blachfeld behaupteten.

Ein junger und revolutionärer Dichter! Aber einer, der seine Jugend wie einen Helmbusch trägt und nicht wie ein Ladenschild. Alle Fehler und Gebrechen jüngstdeutscher Dramatik vereinigt wie an dem berühmten Lazarettpferd. Keine Spur von Handlung, keine Spur von Charakteristik, keine Spur von Sprachgliederung. Szenenfetzen, Lyrismen, Deklamationen. Und dennoch: kein Hasenclever! Himmlische Begeisterung, die den ärgsten Kritikus entwaffnet. Eine Naivität, die manchmal von echtem Fühlen nicht weit entfernt ist. – Seien Sie gegrüßt, Gustav v. Wangenheim!

Denn man hat Ihnen ein Unrecht angetan mit dieser Aufführung. Sie waren einer der Ersten, die in die neue Kerbe schlugen – und man bringt Ihr Stück jetzt, nachdem die Mode längst verrauscht ist und alles umzusatteln beginnt.

Das Neue Volkstheater gab sich alle Mühe. Hätte man nur den Autor nicht als Darsteller der tragenden Rolle zugelassen. Er überwangenheimte Wangenheim, anstatt ein wenig zu mildern. Der Erfolg und Ertrag des Abends heißt: Fränze Roloff. Ist dieser wunderbaren Schauspielerin damit der Weg freigemacht, so hat die ganze Sache doch einen Zweck gehabt! –

Tolstois Dialog »Der Fremde und der Bauer« ging voran. Arnold Czempin und Erich Otto gelangten zu keiner Intensität und verhallten in dem weiten Raum.

Berliner Volks-Zeitung. 12. März 1921


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