Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

188

Rose-Theater: »Nur nicht drängeln!«

Ein sehr vermöglicher Schmerbauch aus Berlin gerät bei einer Landpartie in einen argen Regensturm; er weiß sich nicht anders zu helfen als durch Einbruch in ein Landhaus, dessen Bewohner er für abwesend hält. Diese aber, ein bankerotter Theaterdirektor und seine junge Frau, haben sich aber in die intimsten Gemächer verschlossen, da dem Eheherrn die Vorführung zur Ableistung des Offenbarungseides droht. Was aber tun die beiden? Sie schleichen sich fort und präsentieren sich bei dem einsamen Bewohner, dem es inzwischen in seiner Abgeschiedenheit schon mulmig geworden ist, als Besuch. Der Effekt ist natürlich, daß der Eindringling vom Gerichtsvollzieher für den Hausherrn gehalten wird, und daß er in seiner Verlegenheit so ziemlich die gesamten Schulden des Herrn Direktors bezahlen muß. Das ist in großen Zügen die Fabel dieser neuen Gesangsposse von Wismar Rosendahl, die mit allem lustigen Unsinn, der nun mal zum Genre gehört, ausstaffiert ist und sicherlich noch für längere Zeit die Besucher des Rose-Theaters amüsieren wird. Kritische Einstellung ist bei soviel ulkiger Harmlosigkeit einfach unmöglich.

Die Regie hat für das nötige wirbelige Tempo gesorgt. Es ging über Tische und Bänke und sogar, nach Reinhardtschem Vorbild, über den Blumensteg ins Parkett. Die Tanzbilder waren durchweg sehr nett gelungen, nur über den Gesang will ich schweigen, um niemand zu verletzen. Paul Richter-Wauer, Max Wolff, Hans und Willi Rose machten ihre Sache vorzüglich, Rosa Schäffel war zum soundsovielten Male die komische Alte, und von den Damen Dora Harnisch, Emmy Loneck und Emmy Weidlich zeichnete sich besonders letztere durch lebendiges Spiel und Schick aus.

Berliner Volks-Zeitung. 2. Mai 1921


 << zurück weiter >>