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Alfred H. Fried †

Einem Wiener Telegramm zufolge ist in der Nacht zum Donnerstag der bekannte Pazifist und Nobel-Preisträger Alfred H. Fried in einem Sanatorium in Wien plötzlich gestorben.

Aus Wien kommt die für jeden Friedensfreund erschütternde Nachricht, daß Dr. Alfred H. Fried, einer der hervorragendsten Vertreter des modernen Pazifismus, nach längerer Krankheit gestorben ist. Fried trat bereits in den neunziger Jahren in den pazifistischen Kreis, der sich um Bertha v. Suttner geschart hatte, und ist bis zu dem Tage, da ihm der Tod die Feder aus der nimmermüden Hand schlug, einer der eifrigsten Vorkämpfer des Friedensgedankens gewesen. Sein Name ist mit dem Zustandekommen der ersten Haager Friedenskonferenz aufs engste verknüpft, und als diese Konferenz schließlich durch den Widerstand der deutschen Militaristen zur Ergebnislosigkeit verurteilt wurde, da ist dieser Mann in seiner »Friedenswarte« ein unentwegter Warner gewesen. Er war kein Friedensfreund, der sich mit verschwommenen Redensarten begnügt, sein Ziel galt einem wissenschaftlichen Pazifismus, dessen ganzes Streben darauf gerichtet ist, die Ursachen des Krieges aus der Welt zu schaffen. Im Kriege siedelte er mit seinem Blatte nach der Schweiz über. Seine Kritik an der deutschen Politik und Kriegsführung hat ihm Feinde verschafft, die ihm noch bis übers Grab hinaus treu bleiben werden. Fried ist niemals ein »vaterlandsloser Geselle« gewesen, er liebte nur die Gerechtigkeit, er liebte Europa, als dessen Bürger er sich allezeit fühlte. Mit diesem Feind der Waffe ist ein echter Held des Geistes von uns geschieden.

Berliner Volks-Zeitung. 6. Mai 1921


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