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Von neuen Büchern

Baron J. v. Szilassy: »Der Untergang der Donaumonarchie.«
Verlag Neues Vaterland
E. Berger & Co., Berlin.

Der Verfasser dieses beachtenswerten Buches ist ein ungarischer Diplomat, der jahrelang wichtige Auslandsposten bekleidete. Er kennt Petersburg ebensogut wie London und Bukarest ebensogut wie Athen, auch von Tokio, wie von dem fernen Osten überhaupt, weiß er ein farbiges Bild zu entwerfen. Der Titel des Buches ist nun nicht so aufzufassen, als wollte Szilassy in Konkurrenz treten mit der bekannten Darstellung der österreichischen Katastrophe aus der Feder Karl Friedrich Nowaks, eher besagt er, daß der Autor die Eindrücke von einer mehr als zwanzigjährigen Reise wiedergibt, an deren Ende der tragische Zerfall des alten Habsburgerreiches stand. Und Szilassy kann nicht nur sehr interessant erzählen, sondern man fühlt auch, daß hier ein sehr ideenreicher Kopf sich oft genug redlich abgemüht hat, in einem Kampfe gegen einen Kurs, den er für verhängnisvoll hielt. Szilassy gibt weniger Enthüllungen, als vielmehr eine Ahnung der Atmosphäre in den Kabinetten der Großmächte, aus der schließlich der Krieg als letzte Lösung kommen mußte. Und das, von einem klugen und redlichen Manne dargelegt, scheint wichtiger und für zukünftige Geschichtsforschung bedeutsamer als die aktuelle Pikanterie der ewigen Enthüller. Grey, Asquith, Ährenthal, Berchthold, Iswolski, König Carol, viele Personen, oft im Porträt und in Umrissen ihrer geistigen Struktur festgehalten. Aber wie es um sie aussah, wem sie ihr Vertrauen schenkten, wem sie Abneigung entgegenbrachten, das ist für den Historiker ebenso notwendig, wie die Kenntnis ihrer Aktionen. Hier hat die vornehme Objektivität des ungarischen Diplomaten wertvolles Material gesammelt. Wir wünschen ihm, daß er auch weiterhin seine Erfahrung und Begabung in den Dienst seines Vaterlandes stellen darf, wenn die Horthy-Wirtschaft einmal zu Ende ist.

Berliner Volks-Zeitung. 2. Juli 1921


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