Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

189

Kammerspiele: »Mesallianz«

Die Kammerspiele haben sich für die Eröffnung ihrer Sommersaison von Shaws Komödien die schwächste ausgesucht. Man mißverstehe mich nicht: dieses Stück ist nicht weniger funkelnd und glitzernd als etwa der »Braßbound« oder »Der verlorene Vater«. Es ist keinen Augenblick langweilig, aber es befriedigt auch in keiner Weise. Immer Spannung und keine Auflösung. Es sprüht und knistert an allen Ecken und Enden, aber niemals stellt sich auch der dramatische Kanonenschuß ein. Die Sozialsatire ist prächtig rücksichtslos, die Ironie ersteigt zuweilen fast pathetische Höhen, aber Shaws sonst so feste Komödienhand zeigt sich merkwürdig schlaff und letzten Endes scheint diese kunterbunte Folge exzentrischer Auftritte nur der Vorwand zur Entfaltung eines allerdings selten reichen Witzes zu sein.

Die Aufführung unter Bernhard Reichs Regie war vorzüglich. Gülstorff, Edthofer und Gregori konnten sich aufs glänzendste entfalten, Paula Eberty zeichnete sich abermals durch natürliche Herzlichkeit aus. Marion Regler erweckte Appetit nach aktiveren Rollen – nur Grete Felsing sollte sich das Durieux-Gesicht abgewöhnen. Es steht ihr nicht.

Berliner Volks-Zeitung. 3. Mai 1921


 << zurück weiter >>