Heinrich Pestalozzi
Lienhard und Gertrud
Heinrich Pestalozzi

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168.
Zu beweisen, daß die Menschen das werden, was man aus ihnen macht.

Es hatte sich in diesen paar Tagen alles im Dorfe so geändert, daß man sich fast nicht mehr kennen konnte. Vorzüglich wollte jetzt jedermann mit dem Pfarrer gut Freund sein. Die Weiber machten es am lautesten. Wenn er vorbeiging, riefen sie ihren Kindern aus den Fenstern über die Gasse zu: Siehst du auch den wohlehrwürdigen Herrn Pfarrer? gib ihm auch das Händlein! Die Männer waren überhaupt stiller, doch auch freundlich; aber fast jedermann schämte sich, der eine ob dem, der andere ob diesem. Der eine gab diesem, der andere einem anderen schuld; aber jedermann gestand, daß man unrecht und der Junker recht gehabt habe. Alles war jetzt dem Maurer und der Frau zur Aufwartung bereit, und alles ließ jetzt den Hartknopf, den Kriecher und sogar des Sigristen Leute stehen und gehen. Sogar der Lips mußte entgelten, was er getan hatte. Hüni, Hüni, du hast ein wüstes Ei gelegt! rief ihm rechts und links junges und altes zu. Der Hühnerträger fand Hühner und Eier feil, so viel er wollte; und selbst die junge Kalberlederin, die sich vorgestern noch wegen ihrer Seele Heil bekümmerte, daß sie ihn habe in den Stall hineingehen lassen müssen, rief ihm jetzt mit lachendem Munde unter der Türe zu, sie hätten drei Paar schöne, reife, junge Tauben.

Ueberhaupt aber war es sichtbar, daß Arner alles Volk, sozureden, sich selber näher gebracht hatte, daß fast jedermann sich weniger um das Fremde, und mehr um das Seine bekümmerte.


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