Heinrich Pestalozzi
Lienhard und Gertrud
Heinrich Pestalozzi

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

67.
Ein Mann, den es gelüstet, einen Markstein zu versetzen, möchte auch gerne die Gespenster nicht glauben, und er darf nicht.

So redete der Mann, und sie kamen indessen an den Seitenweg, durch welchen der Förster in den Wald ging, und der Vogt, der nunmehr allein war, redete da mit sich selber: Er ist vierzig Jahre lang Förster, und hat noch kein Gespenst gesehen, und glaubt keines; und ich bin ein Narr, und glaube sie, und darf nicht einmal daran denken, eine Viertelstunde im Walde mich aufzuhalten, um einen Stein auszugraben! – Wie ein Schelm und ein Dieb nimmt er mir das Wirtsrecht! Und der Hundsstein da auf dem Felsen ist keine rechte Mark; ich glaube es nicht. Und wenn sie es wäre, hätte er ein besseres Recht, als ich auf mein Wirtshaus? So gewalttätig einem Manne sein Eigentum zu rauben – wer anders als der Satan hat ihm das eingeben können? Da er meinem Hause nicht schont, so habe ich keinen Grund, seinem verdammten Kieselsteine zu schonen. – Aber ich darf nicht! Bei Nacht darf ich nicht auf den Platz, und am Tage kann es wegen der Landstraße nicht sein.

Indem er so mit sich selber redete, kam er bald auf des Meiers Hügel, der nahe am Dorfe liegt. Er sah die Maurer an den großen Feldsteinen, die in der Ebene da herumliegen, arbeiten; denn es war nicht vollends sechs Uhr. Darüber ergrimmte er, und sagte zu sich selber: Alles, was ich anstelle und vornehme, alles, alles mißlingt mir! Alles, alles wird an mir zum Schelme! Muß ich jetzt noch neben dem verdammten Joseph vorbeigehen und schweigen? Nein, ich kann es nicht! neben ihm vorbeigehen und schweigen kann ich nicht! Ich will lieber hier warten, bis sie heim gehen. Er setzte sich nun nieder; nach einer Weile stand er wieder auf, und sagte: Ich will, ich kann ihnen auch hier nicht zusehen; ich will auf die andere Seite des Hügels gehen. O du verdammter Joseph! Jetzt stand er auf, ging einige Schritte zurück hinter den Hügel, und setzte sich wieder.


 << zurück weiter >>