Heinrich Pestalozzi
Lienhard und Gertrud
Heinrich Pestalozzi

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76.
Der Pfarrer kömmt ins Wirtshaus.

Indessen hatte der nächtliche Lärm alles im Dorfe aufgeweckt. Auch im Pfarrhause stand alles auf; denn man vermutete Unglück. Und da der Pfarrer nachfragen ließ, was für ein Lärm sei, bekam er schreckliche Berichte über den greulichen Vorfall. Und der Pfarrer dachte, er wolle diesen Schrecken des Vogts, so dumm seine Ursache auch sei, benutzen, und ging in der Nacht ins Wirtshaus.

Blitzschnell verschwanden die Weinkrüge von allen Tischen, da er kam. Die Bauern standen auf, und sagten: Willkommen, wohlehrwürdiger Herr Pfarrer!

Der Pfarrer dankte, und sagte den Nachbarn: Es ist brav, daß ihr, wenn ein Unglück begegnet, so bereit und dienstfertig seid. Aber wollet ihr mich jetzt eine Weile bei dem Vogt allein lassen?

Bauern. Es ist unsere Schuldigkeit, wohlehrwürdiger Herr Pfarrer. Wir wünschen Euch eine glückselige Nacht.

Pfarrer. Ein Gleiches, ihr Nachbarn! Aber ich muß euch noch bitten, daß ihr euch in acht nehmet, was ihr über diesen Vorfall erzählet. Es ist allemal unangenehm, wenn man großes Geschrei von einer Sache macht, und danach herauskömmt, daß nichts an der Sache sei, oder etwas ganz anderes. Für jetzt weiß einmal noch niemand, was eigentlich begegnet ist, und ihr wisset doch, Nachbarn, die Nacht trügt.

Es ist so, wohlehrwürdiger Herr Pfarrer, sagten die Bauern innert der Türe, und: Er ist immer so ein Narr, und will nichts glauben – sagten sie draußen.


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