Heinrich Pestalozzi
Lienhard und Gertrud
Heinrich Pestalozzi

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42.
Zugabe zur Morgenpredigt.

Es folgten ihm aber in der Leidensgeschichte die Worte: Und da Judas den Bissen genommen hatte, fuhr der Satan in sein Herz usw. Und er redete mit seiner Gemeinde über die ganze Geschichte des Verräters, und er kam in einen großen Eifer, also daß er mit den Händen stark auf die Kanzel schlug, welches er sonst bei Jahren nicht getan hatte. Und er sagte, daß alle die, so vom Nachtmahle des Herrn zum Spiel und Saufen weglaufen, nicht um ein Haar besser seien als Judas, und daß ihr Ende sein werde wie das Ende des Verräters.

Die Leute in der Kirche fingen an zu staunen und nachzusinnen, was doch der große Eifer des Pfarrers bedeute. Da und dort stieß man die Köpfe zusammen, und murmelte umher, der Vogt habe sein Haus voll von seinen Lumpen, und bald warf alles links und rechts die Augen auf seinen leeren Kirchstuhl und auf die Vögtin. Diese merkte es, zitterte, schlug die Augen nieder, durfte keinen Menschen mehr ansehen, und lief im Anfange des Singens zur Kirche hinaus. Da sie aber das tat, war das Gerede erst noch größer, so daß man auch mit den Fingern auf sie zeigte, und es standen in den hintersten Weiberstühlen einige sogar auf die Bänke, sie zu sehen, und der Gesang selbst mißtönte ob dem Gemurmel.


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