Heinrich Pestalozzi
Lienhard und Gertrud
Heinrich Pestalozzi

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62.
Das Entsetzen der Gewissensunruhe.

Als am Samstag abend Hans Wüst vom Vogt heim kam, quälten ihn die Sorgen des Meineids noch tiefer, daß er auf dem Boden sich wälzte, und heulte wie ein Hund, dem ein erschreckliches Grimmen die Eingeweide zerreißt. So rasete er die ganze Nacht über und den ganzen folgenden heiligen Tag, raufte seine Haare sich aus, schlug sich mit Fäusten bis aufs Blut, aß nichts, und trank nichts, lief wütend umher, und sagte: O, des Rudis Hausmatte! o, o seine Hausmatte! sie brennt auf meiner Seele! Der Satan, o der leidige Satan ist meiner mächtig! O wehe mir! wehe meiner armen Seele! So ging er wütend umher, geplagt und gequält von den Sorgen des Meineids, und heulte das Jammergeheul seiner entsetzlichen, greulichen Schrecken. Abgemattet von den Qualen dieser Sorgen konnte er endlich Sonntag nachts wieder einschlafen. Am Morgen darauf war ihm wieder etwas leichter, und er nahm den Entschluß, seine Qualen nicht mehr bei sich zu behalten, sondern alles dem Pfarrer zu sagen. Er nahm auch seinen Sonntagsrock, und was er sonst fand, und band alles in einen Bündel zusammen, damit er das Geld, das er dem Vogt schuldig war, darauf entlehnen könne. Er nimmt jetzt den Bündel, zittert, geht in den Pfarrhof, steht da, will wieder fortlaufen, steht wieder still, wirft den Bündel in den Hausgang, und macht Gebärden wie ein Mensch, der nicht bei Sinnen ist.


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