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Hundertundneunundvierzigster Brief.
Narsit an Usbek in Paris.

Der Ober-Eunuch ist gestorben, erlauchter Herr. Da ich der älteste Deiner Sklaven bin, habe ich sein Amt übernommen, bis Du uns zu wissen thust, wen Du zu seinem Nachfolger ersehen hast.

Zwei Tage nach seinem Tode überbrachte man mir einen für ihn bestimmten Brief von Deiner Hand. Ich habe mir nicht herausgenommen, ihn zu erbrechen, sondern ihn voll Ehrerbietung eingewickelt und verschlossen, bis Du verfügst, was mit Bezug darauf Dein heiliger Wille ist.

Gestern wurde ich mitten in der Nacht von einem Sklaven geweckt, der mir meldete, er habe einen jungen Mann im Serail entdeckt. Ich erhob mich, stellte eine Untersuchung an und kam zu dem Schlusse, daß es eine Ausgeburt seiner Phantasie gewesen.

Ich küsse Dir die Füße, erhabener Gebieter, und bitte Dich, meinem Eifer, meiner Erfahrung und meinen Jahren zu vertrauen.

Im Serail zu Ispahan, am 5. des ersten Mondes Gemmadi, 1718.



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