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Hundertundachtundvierzigster Brief.
Usbek an den Ober-Eunuchen im Serail zu Ispahan.

Empfange durch diesen Brief schrankenlose Gewalt über das ganze Serail. Gebiete mit gleicher Macht wie ich selbst, und möge, wohin Du gehst, Furcht und Schrecken Dich begleiten. Eile von Gemach zu Gemach, um zu strafen und zu züchtigen. Möge beständiges Entsetzen alles erfüllen; möge alles vor Dir in Thränen zerfließen. Stelle ein Verhör an mit dem ganzen Serail; mache mit den Sklavinnen den Anfang und vergiß schonungslos meiner Liebe. Alles soll vor Deinem furchtbaren Richterstuhl erscheinen; bringe die verborgensten Geheimnisse an den Tag; reinige diese verruchte Stätte, auf daß die verbannte Tugend wieder dahin zurückkehren könne. Denn von diesem Augenblick komme der geringste Fehltritt, den sie noch begehen mögen, über Dein eigenes Haupt. Ich argwöhne, daß der Brief, welchen Du aufgefangen hast, für Zelis bestimmt war; suche mit Luchsaugen in dies Geheimnis Einblick zu gewinnen.

***, am 11.des Mondes Zilhageh, 1718.



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