Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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228. An Lavater

Lieber Sohn Lavater!

Es ist eine kleine Ewigkeit daß wir uns einander nicht genährert haben, und schon längst wünschte ich eine schickliche Gelegenheit mein Andencken bey Euch aufzufrischen – Euch Frau Aja einmahl wieder ins Gedächnüß zu bringen – gegenwärtige erwünschte Gelegenheit ergreife ich demnach mit Freuden – Euch zu versichern, daß Ihr Theurer Freund in meinem Andencken noch grünet und blühet, daß ich noch immer mit freüdiger Seele an die Zeit Eures hirseyn dencke u.s.w. Auch bin ich überzeugt – daß Ihr mich noch lieb und wertht habt Amen. Überbringer dieses ist Herr von Lehonardi ein Sohn aus einem unserer besten Häußer – ein Hoffnungsvoller Jüngling – Er und seine würdige Eltern wünschten sehr daß Er von mir als Eurer alten Freundin ein Empfehlungs Schreiben mitbringen mögte – denn wem ist unbekandt – daß Ihr auch sehr ofte von Unwürdigen beläßigt worden seid und noch werdet – Seid diesem Jungen mann freundlich und belohnet dadurch den Glauben den jederzeit an Eure Menschenliebe und freundlichkeit gehabt hat und noch hat

Eure
wahre und treue Freundin
Goethe

Franckfurth d 9ten Aprill 1795


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