Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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88. An Lavater

Franckfurth den 5ten Jenner 1783

Lieber Sohn! Inliegendes eröffnet nicht ehender biß Ihr diese Epistel geleßen habt. Schattenriße befinden sich drinnen worüber mann gern Eure Gedancken wißen mögte – Findet Ihrs nicht vor rathsamm; so schickts unerbrochen zurück – Ich weiß nicht woher sie sind – noch weniger wen sie vorstellen – Doch sind sie mir von Persohnen zugestelt worden, denen ichs nicht abschlagen konte – So geht einem, wen die Menschen wißen daß solche Lichter der Welt unsere Freunde sind – Auch stehe ich bey Euren Glaubens genoßen in großem Ansehn – freylich ohne all mein Verdinst und Würdigkeit – doch was thut das! Der Mond prangt ja auch mit geborgtem Licht, und mitalledem weiß ich keinen Dichter von Kloppstock biß zum Neukirch der ihn nicht besungen und beklimppert hat. Vor das überschickte Buch dancke hertzlich – Es macht mir mache erquickende und gute Stunde – eben wie alles was von Euch kommt – Den das betheure ich, daß von allen die ich kenne |:sind doch auch viele gute Menschen drunter:| keiner so in meinem Hertzen angeschrieben steht wie Ihr. Gottes reichen Seegen zum Neuen Jahr, vor Euch und alles was Euch angehört – Behaltet mich Lieb und glaubt daß ich ewig bin

Eure wahre Freundin u treue Mutter
Goethe

N. S. Daß ich das Kleid noch nicht habe anbringen können, thut mir sehr leid, ich gebe mir alle Mühe – Das letzte was ich noch probiren will ist, es einem Kaufmann, der mit solchen Waaren handelt in Comision zu geben – thun will ich wenigstens alles, was gethan werden kan.


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