Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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48. An die Herzogin Anna Amalia

Den 3ten September 1779

Durchlauchdigste Fürstin!

Frau Aja – die glückliche Frau Aja! ist also noch immer bey der Besten Fürstin in gnädigstem Andencken. Theureste Fürstin! Erhalten Sie mir dieses unschätzbare Glück, es verbreitet Leben und Wonne auf meine Tage, und macht meinen gang durch diese Welt heiter und voller Freuden. Die 4 Höllen Bregel sind glücklich angelangt und haben uns große Freude gemacht besonders haben wir uns über des Mannes seine Einbildungskrafft erstaunt – Solche Carikaturen sind doch so lang die Welt steht in keines Menschen Hertz und Sinn gekommen, aber ebendeswegen ist mirs so lieb, das ist vor Mutter Ajas Lunge allemahl ein herrlicher spaß – Ich habe über alle die Teufel und Menschen die so kutterbunt durcheinander krablen so gelacht, daß ich es endlich gar weglegen mußte, weil leicht ein schade daraus hätte entstehen können – Vor diese mir geschenckte neue Freuden, dancke Ihro Durchlaucht von gantzem Hertzen. |:wo nehme ich aber auch Freude her, wenn kein Weimar in der Welt wär?:| Freund Merck steckte das in Ettersburg geführte herrliche Leben noch in allen Gliedern, und wann Er darann dachte daß Er über die Sachsenhäußer Brücke in seine Heimmath reiten müßte, so überfiel Ihn Kopf, Hertz und Magen weh – vordießmal war Er also nicht sehr genißbar vielleicht gehts beßer wann Er die Meße herkommt. Herr von Einsidel hat Sich aber Brav aufgeführt, Wir hatten an der Taffel runde in Gesellschafft Caspar Böllings einen vergnügten Tag. Merck ist an Wielands Kinder Fabrick |:so wahr ich lebe:| viel schuld, wenigstens von 1776 angerechnet – Hören Ihro Durchlaucht nur so schreibt Er dem guten Wieland.

Lieber Herr und Bruder mein,
Hier ein Stük ächten Reihnischen Wein.
Ihr solt dabey frölich zechen u lachen,
Kinder wohl – aber nicht Verse machen u.s.w.

das befolgt nun der gute Mann so, und hat dabey kein arg in Seinem Hertzen – Nun wohl bekomme es Ihm – Darf Ich Ihro Durchlaucht unterthänigst ersuchen, Ihn von Frau Aja recht schön zu grüßen, denn ich habe Ihn recht sehr lieb. Was macht den meine Liebe Freulein Thusnelde? Sie wird doch nicht böße seyn, daß ich Ihr so lange nicht geschrieben habe? Mutter Aja hat sich eben diesen Sommer hübsch zu nutz gemacht – War keinen Tag zu Hauß – Haben Ihro Durchlaucht die gnade und sagen |:nebst meinem hertzlichen gruß:| der Lieben Freulein, wann die trüben Tage kämen wolt ich fleisiger seyn. Der Vater empfiehlt sich zu gnädigstem Andencken – Frau Aja bittet sich ferner Dero Hohe Huld, Gnade und Wohlwollen unterthänigst aus und daß ihr erlaubt seyn möge sich ewig zu nennen

Unserer Durchlauchdigsten Fürstin
treugehorsambste Dienerin.
C. E. Goethe


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