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Frankfurth, 24. Januar 1785.
Lieber Sohn!
Es herrscht eine etwas große Verwirrung unter unsrer Correspondenz, – aber meines Wissens bin ganz und gar ohne Schuld, – und ich will so viel als möglich ist, die Sache suchen ins Klare zu bringen. Ende Dezember schickte ich eine Schachtel mit Marzipan nach Weimar – unten auf den Boden legte ein Päckchen mit Ihrer Addresse, worinnen eine Brieftasche, ein Geldbeutel und ein Schreiben von mir befindlich war, – ich glaubte nun Alles in Richtigkeit, aber zu meinem großen Erstaunen erhalte von Ihnen einen Brief vom 1. Januar 1785. datirt, woraus ich sehe daß die überschickte Schachtel nicht bis auf den Boden ausgeleert worden war. Vor ohngefähr 14 Tagen schicke ich abermals ein Kistchen und einen Brief an meinen Sohn, einen Brief an Ihnen, worin ich der Bonbonschachtel hauptsächlich erwähne, und glaubte nun abermals daß Alles in Ordnung sey; wie sehr verwunderte ich mich aber, als ich statt einer Antwort wieder einen Brief von Ihnen vom 6. Januar erhalte, worin Sie mich auslegen, daß ich nicht an Ihnen schriebe. Das ist nun der Dritte, und eh setze ich keine Feder mehr an, bis ich gewiß weiß ob Sie meine Briefe alle haben. Eben da dieser Brief auf die Post sollte, erhalte Ihr liebes Schreiben vom I9ten Jenner und sehe mit Vergnügen, daß unsre Correspondenz in schönster Ordnung. Die Nachricht von dem Wohlbefinden meines Sohnes und was er treibt und macht, vergnügt mich immer, wie Sie leicht denken können, gar sehr und thut meinem Herzen gar wohl. Vor den Addreßkalender danke höflich. Mich freut, daß Sie sich auf der Redoute so gut amusirt haben. Wir haben hier alle Montag Ball und vorige Woche war ein gar prächtiger, 900 Menschen waren da, alle Prinzen und Prinzessinnen auf 10 Meilen in die Runde beehrten ihn mit ihrer Gegenwart. Schauspiel haben wir jetzt nicht, hoffen aber die Fasten es zu bekommen, – der Kaiserliche Gesandte hat sichs vom hiesigen Rathe zur Freundschaftsprobe ausgebeten. Leben Sie wohl und glauben, daß ich unverändert bin
Ihre
wahre Freundin
E. G.