Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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58. An die Herzogin Anna Amalia

den 19 Februar 1780

Durchlauchdigste Fürstin

Die Freude von Frau Aja in ihrem vollen glantze zu beschreiben, daß weiß ich nun eigenthlich nicht wer so was könte, ich kans einmahl gantz gewiß nicht. Was muß gesagt seyn, kalt wirds allemahl gegen das innere Gefühl des Hertzens ausfallen. Theureste Fürstin! was war das wieder vor ein gnädiges Andencken! vor ein herrliches geschenck! So vortrefflich hat Frau Aja ihren Nahmen noch nie gesehen, alles ist erschöpft, was von gousto, Elegantz, und Schönheit nur möglich war – Ich bin eine glückliche Frau!!! In der gnade Einer Fürstin zu stehen, die so wie der Liebe Gott alles vergnügt und glücklich macht, Die immer Freude bereitet – Die eben mit einem Wort, eine wahre Fürsten Seele hat. Ja Vortreffliche, Große, Beste Fürstin ich erkenne im innersten und tiefsten grund des Hertzens dieses neue Zeichen von Dero Huld und Gnade, und mein einziger, eiffrigster wärmster Wunsch ist der, mich Dieser gnade diesen hohen Andencken, nur einiger maßen würdig zu machen. Alle meine Seegenswünsche über Diejenigen Die den herrlichen Gedancken haben uns unsere Fürstin wieder her zu bringen. Ihro Durchlaucht bedencken doch, daß es beynahe zwey Jahre sind, daß das vor Mutter Aja eine Ewigkeit ist – in der ich unsere Theureste Fürstin nicht gesehen habe. Ihro Durchlaucht haben also die Gnade, alle Anschläge die Reiße betreffend zu unterstützen und zu befördern, damit Frau Aja mündlich vor alle, besonders vor die letzte am 19 Feb: erzeigte Gnade dancken und einmahl wieder ein rechtes Freudenleben gelebt werden mögte. Diese Hoffnung soll mich dann von nun an beleben, soll mit mir aufstehn, mit mir schlaffen gehn, nichts, nichts als das will ich mir vorerzählen, und dem seeligen Augenblick mit großen Freuden entgegen sehn – und als dann mit Hertz Mund und Hand bekennen, daß ich kein ander Glück weiß und kenne, als der Theuren Fürstin Amalia ewig unterthan und gantz eigen zu seyn. Indeß biß diese herrliche Zeit heran kommt, kan ichs freylich nicht anders als auf diese weiße thun – daß ich schriefflich sage, wie ich ewig bin

Durchlauchdigste Fürstin
Dero
Unterthanigste treugehorsamste
Dienerin
C. E. Goethe.

N. S. Der Vater empfiehlt sich gleichfals zu fernerer gnade.


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