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Franckfurt d. 2ten Februar 1776.
Mein lieber Herr Buff! Die Mutter von Ihrem Freund, dem Doctor Goethe, hätte eine Bitte an Sie. Ich weiß, daß Sie meinen Sohn lieb haben. Um desto getroster darf ich Ihnen einen Auftrag geben, da Sie des Sohnes wegen, der Mutter gewiß einen Gefallen thun. Den 9ten November vorigen Jahres, schickte ich an Hr. Cammerrichter ein Päckchen mit 44 f 10 xr. Dagegen bekam wie gewöhnlich einen Postschein, der ein ¼ Jahr gültig ist; den 9ten Februar wäre also die Zeit vorbey, inzwischen habe von Hrn. Cammerrichter nicht die geringste Nachricht, ob das Geld glücklich angekommen ist. Nun ist die Frage, ob Sie mir wollen den Gefallen thun und sich bey seiner Excellenz Haushofmeister, oder wen Sie sonst von seinem Hofstaat kennen, erkundigen wollen, ob das Geld richtig überliefert worden seye, denn im entgegenstehenden Falle habe noch 8 Tage Zeit mich beym Postamt zu melden. Haben Sie die Güte mir vor Ablauf der 8 Tage zu antworten, damit ich weiß, woran ich bin.
Sie werden sich ohne Zweifel wundern, warum der Doctor nicht selber schreibt. Aber der ist nicht hier, schon ¼ Jahr ist er in Weimar beym Herzog, und Gott weiß wenn er wieder kömmt. Aber freuen thut er sich gewiß, wenn ich ihm schreibe; daß ich an seinen lieben alten Bekannten und guten Freund geschrieben habe, denn wie viel er immer von Ihnen und Ihrem ganzen Haus erzählt hat, kann ich Ihnen nicht sagen. Für seinen vergnügtesten Zeitpunkt hat er es immer gehalten. Ihr lieber Herr Vater, Brüder und Schwestern, besonders Herr und Frau Kestner sind doch, hoffe ich, alle wohl? Grüssen Sie alles von mir, und seyd versichert, daß ich jederzeit seye
Ihre Freundin Goethe.
Wenn Sie die Güte haben an mich zu schreiben, so ist meine Adresse An Frau Rath Goethe, auf dem grossen Hirschgraben.