Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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74. An Großmann

Den 10^ten Juli 1781

Lieber Herr Gevatter! Daß wir uns die Herbstmeße nicht sehen sollen ärgert mich recht sehr. Gott weiß wie das ding zugegangen ist – Ihre Wiedersacher wusten just das Temmpo in acht zu nehmen, da Ihr Patron Glauburg die Cur tranck, und mein Bruder abwesend war. Doch die sache beym Lichte besehn; so ists vielleicht auch so schlimm nicht. Böhms Truppe soll von Hertzen schlecht seyn, das wißen viele von unserer Obrigkeit selbst – aber sie sprechen, man hätte dem Churfürst von Mäntz doch einmahl einen gefallen erweißen müßen. Nun glaube ich gantz gewiß, daß Ihn die Franckfurther bald satt kriegen – und werden dann gezwungen seyn zu bekennen, daß Ihre Truppe weit beßer seye – daß ich dazu aus allen kräfften helfen werde, darauf verlaßen Sie Sich. Die Nahmen Schmidt, Steiger, Viala, Großman, Hellmuth – will ich dem verkehrten geschlecht so in die Ohren kreischen – darob sie sich männiglich verwundern sollen. Auch kommt der glückliche umstand noch dazu, daß vor dem Jahr Christe 1782 N. B. erst in der Herbstmeße, |:und wans da erst wahr ist:| das neue Schauspiel Hauß gar nicht zu genießen seyn wird noch kan – Drum nur getrost Herr Gevatter, denn ich sehe im Geiste bey aufziehung des Vorhangs im neuen Hauße, Herrn Schmidt hervortretten, und an uns sampt und sonders eine gar herrliche Rede halten, Amen. Da ich aber mit all meinen guten Aussichten, Ihnen doch künfftige Meße nicht sprechen kan; so muß ich eben holter schreiben – dieses betrieft unser Geld Commertz – Sie wißen daß das darley von 500 f in der Ostermeße 1780 geschahe – Sie versprachen die Herbstmeße zu zahlen, Sie mußten über hals und Kopf fort also unterbliebe es – Die Ostermeße war schlecht ich gab Ihnen noch 52 Conrenthaler – Sie versprachen mir eine Anweißung auf Herrn Tabor – dieses ist Ihnen vermuthlich in dem wir war vergeßen und entfallen. An allen diesen Händlen, die Ihnen und mich behelligen, ist doch im Grunde Ihr Herr Minister schuld – dannenhero habe ich großen Lusten an Ihro Exzelentz ein schreiben in meinem Stiel ergehen zu laßen, worinn ich Ihm sagen werde – daß die Curköllische Schauspieler Gesellschafft zu brave Leute wären, um sie stecken zu laßen, daß aber auch ein particulier kein Curfürst sey um aus allen Nöthen helfen zu können – Ich will das ding schon fein machen verlaßen Sie Sich drauf – denn das ist doch unausstehlich daß der Mann solche Ratten hat – doch vorher noch einen Brief mit Ihrer genehmigung erwarten – weil Sie aber Geschäffte haben könten; so soll ein stillschweigen von 8 biß 10 Tagen das Singnahl seyn daß Sie meinen Plann billigen. Berichten Sie mir auch wie das Inokuliren abgelaufen, und ob Lotte und Hans Wölfgen ihre schöne gesichtergen noch haben. Grüßen Sie Frau und Kinder, und seyn versichert, daß ich bin

Ihre
wahre Freundin.
Goethe


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