Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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14. An J. B. Krespel

Franckfurth, den 10. Februar 1777

Lieber Sohn! Glauben Sie ja nicht mein Bester; daß Ihr lieber Brief meine muntere Farbenmischung in Unordnung gebracht hat: mein lieber Crespel ich habe Ihm nur sagen wollen wie mir die Dinge durch mein Glas |: welches Rosenfarb und Weiß ist:| vorkommen; findet er also erleichterung und ergießung Seines Herzens in Den treuen Schoß seiner Mutter; so soll es an Trost nicht manglen. O! wie freue ich mich auf die Ankunft meines Freundes, was wollen wir da alles schwatzen, uns vergnügen, und die gantze Welt S. V. zu gaste bitten. Den 2. Februar ist Herr W... hier angekommen, die arme Frau W... hat einen hohen Gradt von Melancoley, welcher freilich von Hypocontrischen |: der Teufel hole das verfluchte Wort, ich kans nicht einmahl schreiben:| umständen herkommt. Warum ich die brave Frau hertzlich bedaure ist, daß sie keine lebendige Seele um sich hat die nur im geringsten einen solchen Zustandt einzusehen im Stande war, denn die Frau M..., die Gänse Jungfern H. genanndt, die Ihr im spaziren fahren Gesellschaft leisten, sind wahrlich die Leute nicht, eine solche Krankheit einzusehen, und folglich auch nicht capabel die echten Mittel zur Genessung anzubringen. Im Gegentheil bringt das dumme Volk mit dem ewigen Geträsch und Gewäsch die gute Frau noch mehr aus aller Fassung. Mein einziger Trost ist, daß Ihr Mann Sie mit nach Paris nehmen will da dann die Bewegung, die veränderten Opjecte u. s. w. hoffentlich das Beste bei der sache thun würden. Die gantze Samstags Gesellschaft nebst Frau Residentin grüßt Euch hertzlich, der Papa deßgleichen, und ich bin wie immer meines guten, lieben, braven Crespels, wahre Freundin und treue Mutter

Goethe


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