Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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151. An Fritz von Stein

Fr. den 2. Januar 1789.

Lieber Sohn!

Es ist mir sehr angenehm, daß Ihnen das kleine Christgeschenk Vergnügen gemacht hat, – haben Sie die Güte Herrn Wieland, Bertuch und Krause vor den Merkur und Modenjournal in meinem Namen aufs Beste zu danken, – nur muß ich erinnern, daß mir vom Merkur der Dezember von 1788 noch nicht ist zugeschickt worden – haben Sie die Gefälligkeit und besorgen mir, daß ich ihn bekomme, sonst ist der vorige Jahrgang defeckt. Wir leben hier in Erwartung der Dinge, die da kommen sollen, der Maynstrom ist noch nicht aufgegangen, – und Alles ist wegen des Wassers in Sorgen – wir denken noch an 1782 – müssens aber doch in Geduld abwarten, – 15 Wochen ist der alte Herr jetzt schon zu – Jedermann wartet sehnlich auf die Abfeuerung der Kanonen – denn das ist das Signal, daß er aufgeht – geschieht's am Tage, so läuft Alles was gesunde Beine hat, – und es ist wirklich ein schauderndes Spektakel – ich wünschte, Sie könnten es mit ansehen. Uebrigens geht hier Alles seinen Gang fort – Montags ist Ball, – Freitags Concert, – Dienstags, Donnerstags und Sonnabends ist Comedie, aber nicht von unsern vorigen Leuten, sondern Koberwein von Straßburg spielt bis Anfangs der Fasten, – die Truppe ist sehr mittelmäßig, die Balletts sind aber ganz artig. Mein größtes Steckenpferd ist jetzt Clavierspielen – das macht mich sehr glücklich. Leben Sie recht wohl und gedenken zuweilen an

Ihre
wahre Freundin
E. G.


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