Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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16. An J. B. Krespel

Franckfurth, den 16. April 1777

Lieber Sohn! Beschuldigt mich keiner Faulheit weil ich Euren letzten Brief jetzt erst beantworte, die Meße und was dran hängt ist einzig schuld. Hier ein Fremder der einem über dem Hals sitzt, da einer den mann Ehrenhalber zu Gaste haben muß u. s. w. Jammer schade mein Bester! daß Ihr nicht hier seydt. Affen und Katzen, Narren und Fratzen sind in menge zu sehen. Das kan ich ohne Geld überall haben, werdet Ihr sagen, ja, aber die Narren die auf die Meße kommen, sind eben so gantz aparte Narren. Da tantzt z. E. eine Frau auf einem Bret gegen die, die Jungfer B. ein Wickelkindt ist. Nur ein Wort von Peter – kein Mensch kann begreifen warum er nicht ins neue Hauß zieht, Bauen thut er auch nicht, da doch jetzt die schönste Zeit dazu wird, die Max darf nichts davon Reden, sonst ergrimmt er im Geist, es ist ihr himmelangst, daß das bißgen Verstandt so noch in seinem Hirn wohnt, nicht auf einmahl mit Extra Post in Mondt reißte. Tante |:welche Euch vielmahl grüßen laßt:| und ich haben jetzt ein groß gaudium am Schachspiel, lachen was rechts über den Matz-Bumbs von König, den jeder laffe Schach machen kann, verstehen nun auch die Rede des Olearius im Götzt von Berlichingen vollkommen, wenn er sagt! das Spiel spielt ich nicht wenn ich ein großer Herr wäre u. s. w. Der Bruder in Weimar ist Gott sey danck Gesundt, baut pflantz, gräbt in seinem Garten, daß es Art und schick hat. Die Schlossern liegt noch nicht in Wochen, auf Pfingsten können wir gute neue Mähr hören. Lieber Crespel! bald, bald, hoffe ich Euch nun wieder zu sehen, da wollen wir guter Dinge seyn, alte Historien auf neue art erzehlen, in unserm Cirkus vergnügt Leben und Sonne und Mondt sampt allen Planeten ihre Wirthschafft ruhig treiben lassen.

Heut ist Mittwoch in der Zahl Woche, und wir hörn und sehen keine Bezahlung, keine Anweissung von Herrn Herrich, glauben auch nicht, daß er sich in denen noch übrigen 3 Tagen einstellen wird. Ihr mein Bester! könt also wens Euch beliebig ist Eure maßregeln darnach nehmen. Der Papa bedauert nur die viele Mühe, die Euch das Zeug macht und läßt schönstens grüßen. Lebt wohl! kommt bald zu uns zurück seyd versichert daß niemandt mehr Antheil an Euern Wohlergehen nimbt als Eure treue Mutter und wahre Freundin

C. E. Goethe.


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