Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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47. An die Herzogin Anna Amalia

Durchlauchdigste Fürstin!

Mittwochs als den 21 Juli Mittags 12 uhr sassen die wackern Ritter von Einsiedel und Merck an der berühmten Taffelrunde – Speißten Welschhanen Paßtete und trancken echten 26 – Frau Aja war frölig und wohlgemuth über alle die guten Nachrichten die diese Brave Menschenkinder von Weimar erzählten. Nochmehr aber wurde ihr Hertz mit Freude und Wonne erfühlt, da Herr von Einsidel einen sehr schönen Geldbeutel hervor brachte und ihn mir zum Andencken von Unserer Besten Fürstin überreichte – Wäre ich im stande Ihro Durchlaucht es recht lebendig darzustellen, was da alles in meiner Seele vorgeht, wenn durch so ein äusserliches gnadenzeichen mein Hertz die Versicherung empfängt – daß die Theureste Fürstin Amalia noch in Liebe an Mutter Aja denckt – ich weiß Sie freuten Sich meiner Freuden – aber so was aufs papier zu stellen vermag ich nicht – nur den größten und hertzlichsten Danck Hieher zu schreiben, das vermag ich – – – Mit dem Postwagen haben wir auch zwey kostbahre Bücher die Beschreibung des Vesuvus von Hammilton erhalten, Merck sagte |:da kein wort dabey geschrieben war und wir also fragten was das mit den Büchern vor eine Bewandtnüß hatte:| Ihre Durchlaucht der Herr Herzog schickten solche dem Papa zum ansehen weil Sie glaubten ihm dadurch eine Freude zu machen – Dürffen wir Ihro Durchlaucht Unterthänigst bitten Ihro Durchlaucht dem Herrn Herzog vor dieses gnädigste Andencken unfern größten und besten Danck abzustatten. Der Vater sitzt tagtäglich drüber und bewundert die erstaunliche und herrliche Arbeit, sobald er sich satt gesehen hat, sollen sie mit unterthänigstem Danck und wohl behalten zurück geschickt werden – Ferner haben wir einen Schattenriß vons Docters gantzer gestalt erhalten so was ähnliches ist noch gar nicht gesehn worden – das machte uns nun wieder ein groß gaudium – es wird ein glaß drüber gemacht und in die Weimarrer Stube gehengt – Mit einem Wort, alle Freuden derer ich mich nun bald an die 4 Jahr besinnen kau kommen aus dem gebenedeyten Weimar. Eya war Mutter Aja auch nur einmahl da – – – – Ihro Durchlaucht! haben die gnade Freulein Thusnelde und Gevatter Wieland hertzlich von mir zu grüßen, mit der Versicherung daß ich Ihre liebe Briefger ehestens beantworten werde vor heut aber ists ohnmöglich – Künftigen Mittwoch ist bey einer meiner Freundinnen große gesellschafft da wird Frau Aja prangen, mit der herrlichen Dose, mit dem vortrefflichen geldbeutel |:den es wird starck in der Carte gespielt:| und endlich mit den Eiffenacher Handschuen die außer mir keine lebendige Seele hat – Es ist immer ein großer spaß, wie mich die Baasen um das alles befragen. Durchlauchtigste Fürstin! Erhalten Sie mir, dem Vater und dem Häschelhanß Dero unschatzbahre Gnade – und wir alle verlangen kein größers Glück, als uns ewig nennen zu dürffen

Ihro Durchlaucht
unterthänige
treugehorsambste Diener und Dienerin
C. E. Goethe

Franckfurth den 26ten Juli 1779


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