Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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171. An Fritz von Stein

Fr. den 20. Dezember 1790.

Lieber Sohn! Nach dem großen Wirrwarr, den wir hier hatten, ists jetzt, wie ausgestorben – mir ist das ganz recht, – da kann ich meine Steckenpferde desto ruhiger gallopiren lassen, – ich habe deren vier – wo mir eins so lieb ist wie's andere, und ich ofte nicht weiß, welches zuerst an die Reihe soll. Einmal ists Brabanter Spitzenklöppeln, das ich noch in meinen alten Tagen gelernt, und eine kindische Freude darüber habe, – dann kommt das Clavier, – dann das Lesen, – und endlich das lange aufgegebene aber wieder hervorgesuchte Schachspiel, – Ich habe die Gräfin von Isenburg bei mir logiren, der das oben benannte Spiel auch große Freude macht, wenn wir beide Abends zu Hause sind, welches, Gottlob, oft passirt, dann spielen wir, und vergessen der ganzen Welt, – und amusiren uns königlich. Da es einmal Sitte ist, daß mir zu Ende des Jahres allemahl ein Stück Merkur fehlen muß, so fehlt mir vor diesmahl Nro. 2. – Bitten Sie doch den lieben Gevatter Wieland, daß er es mir zuschicken läßt, danken ihm auch vor alle in diesem Jahre abermals erzeigte Freundschaft, und Sie, lieber Sohn, empfangen meinen herzlichen Dank vor alle Liebe und glauben, daß ich immer und allezeit mit Wahrheit bin

Ihre
wahre Freundin und Mutter
E. G.


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