Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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154. An Unzelmann

den 3ten Februar 89.

Lieber Freund!

Nachdem ich den Ring von getauften und beschnittenen Juden habe beschauen laßen; so ist das größte Gebot 130 f. Ich erwarte nun Antwort von Ihnen, ob ich ihn davor hingeben – oder ob Sie ihn zurück haben wollen. Glauben Sie wohl daß mir St. noch eine Zeile geschrieben hat – Ey bewahre – ich habe nichts gehört noch gesehen! Gestern besuchte mich Herr Koch und sagte mir zum unaussprechlichen Trost, daß der verhaßte Eicke nicht wieder mit her käme sondern auf Ostern fortginge – deßgleichen die Günders – daß aber andre brave Leute unter andern auch eine gute Sängerin angenommen worden wären – Ferner daß Walters das Glück gehabt hätten als Hof Sänger angestelt zu werden und im fall Kranckheit oder alter sie untüchtig machten solte jedes eine pention von 400 f also zusammen 800 f biß an ihr Lebens Ende gereicht werden. Wenn die Zeiten der Schreibseligkeit nicht bey mir vorbey wären; so könte ich Ihnen von der Koberweinischen Gesellschaft die jetzt 3 mahl die Woche hir spielt mancherley erzählen – Aber mein neues Steckenpferd ist ein abgesagter Feind von allem was Dinte Feder und Papier ähnlich sieht. Leben Sie also wohl! grüßen die Frau Gevatterin und sagen Ihr, daß, da ich in der Zeitung von dem Benefitz Concert die prächtige Einnahme gelesen, ich im stillen meine gratulation bey Ihr angebracht hätte – das wäre alles nicht geschehen, wenn Sie beyderseits in unsern Gegenden geblieben wären. Es bleibt dabey – das von hir weggehn ist und bleibt ein Meisterstreich – das glaubt gantz gewiß

Ihre
Freundin Elisabeth.

N. S. der kleine junge in Maintz ist wieder gantz wohl und hat zwey Zähne. Meinen Gruß an Carlgen.


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