Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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15. An J. B. Krespel

Franckfurth den 17ten Mertz 1777

Lieber Sohn! nun die 6 oder 8 wochen werden sich also noch erleben laßen, was wird das vor ein gaudium seyn!!!!!! Gott soll denen alsdann gnädig beystehen die auf unsern mist kommen. Schwärmer, Ragetten, Feuer-Räder wollen wir unter die Kerls werffen; Die Kleider sollen ihnen zum wenisten verbrant werden, wenn sie auch schon die Haut zu schonen davon lauffen. Daß Er keinen Brief an die Max geschrieben, darann hat Er sehr weißlich gethann; was ich von Ihr weiß ist folgendes. Ihre große Jugendt und Leichtersinn hielft Ihr freylich schwere Lasten tragen. Peter ist immer noch Peter, seine Standts erhöung ist auf der einen Seite betrachtet von Mama la Roche ein guter Einfall gewesen, den da er sich erstaunlich viel drauf Einbildet, und es doch niemandt als seinen Schwiegereltern zu verdancken hat; so hat das einen großen Einfluß auf seine Frau. Auf der andern Ecke aber hat das Ding wieder seine verteuffelte Mucken. Sein Hauß will er |: weil die la Roche ihm in Kopf gehenckt hat, der Churfürst würde bey ihm einkehren :| unterst zu oberst wenden, als Resident muß er einen Bedienten hinter sich her gehen haben, Das viele zu Fuße gehen sagt er schicke sich auch vor die Max nicht mehr. Nun denckt Euch bey dieser angenommen größe den Peter, der jetzt fürcherliche Ausgaben, und sich zu einem vornehmen Mann wie der Esel zum Lautenschlagen schickt – So viel rathe ich Euch ihn nicht anders als Herr Residendt zu Tituliren. Neulich war er beym Papa, der im Discurs Herr Brentano sagte, wissen sie nicht daß ich Churfürstlich Thrirscher Residendt bin? Ha Ha Ha, darnach könt ihr Euch also richten, und vor Schimpf und Schaden hüten. Wieviel nun die gute Max bey der Historia gewonnen oder verlohren hat, weiß ich nicht. Eure Schwestern sind herrliche Geschöppe, Tante und ich haben sie recht lieb. Ich vor mein theil weiß doch keine größre Glückseligkeit als mit guten Menschen umzugehn. Kommt also bald wieder und helft die Zahl der Braven Leute vermehren, mit offnen Armen solt Ihr empfangen werden. Der Papa, und die Samstags Gesellschafft grüßt Euch von Hertzen, und von mir seydt versichert, daß ich bin, meines lieben Sohns wahre Freundin und treue Mutter

C. E. Goethe

N. S. Vor die Nachricht daß ich die Briefe an Euch nicht Frankiren soll, dancke die Galgen Vögel auf der Post haben mich aus gelacht, daß ich es bißher gethan habe.


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