Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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227. An Goethe

den 9ten Mertz 1795

Lieber Sohn!

Lange habe ich nichts von dir – lange hast du nichts von mir gehört – eigentlich wüßte ich auch nichts daß das Schreiben lohnte, denn bey uns ists immer noch im alten – haben Einquartirung – theure Zeit – befinden uns wohlauf – hoffen auf den Frieden – das ist alles und so immer einerley macht nicht schreibeselig. Die Ursach gegenwärtiges Schreibens kanst du aus inliegendem Brief ersehen – Fiala ist eine anerkandt gute Schauspielerin – Königinnen – edle Mütter ist ihr Fach – Sie ist noch so schön – daß Sie die jüngsten verdunckelt – hat einen edlen Anstand – auch einen guten Moralischen Charackter – ist friedliebend – fern von Cabalen macherrey – mit einem Wort, ein brauchbahres Subjetzt. Bey uns sind leider ihre Rollenfächer besetzt – sonst würden wir Sie mit Freuden wieder bey uns gesehen haben. Könnt Ihr Sie nun beym Weimarrer Theater brauchen – so habe die Güte mir solches zu berichten – im Fall es auch nichts wäre – so wirst du doch mir Nachricht |:nur mit ein paar Zeilen:| zu kommen laßen – damit Sie ihr Fortkommen anders wo suchen kan. Nun noch eins! mir fehlt das 12te Stück von 1794 vom Mercur – und auch das 12te Stück von 1794 vom Modejournahl – von 1795 habe noch gar keins erhalten – mache so ein päckgen zusammen und schicke es mit dem Postwagen. Wann erscheint denn wieder etwas vom Willhelm?? laße uns nicht so lange warten. Lebe wohl! Grüße alles in deinem Hauße was dir lieb ist von

deiner treuen Mutter
Goethe.


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