Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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134. An Unzelmann

den 21. Mertz 1788.

Müssen mir denn beynahe immer die wenigen vergnügten Augenblicke so ich in Ihrer Gesellschaft genüße so schrecklich verbittert werden! denken Sie wie weh es mir thun muß daß mein bester Wille beständig vereitelt wird – jetzt fehlt zu meinem Unglück nur noch der letzte Schlag – daß Sie hie von ihren Schuldleuten prostituirt würden. Ich bitte Ihnen um alles was Ihnen lieb und theuer ist – kommen Sie ja nicht biß die sachen auf eine oder die andre Weiße ranggirt sind – es würde mein Tod seyn. Ziehen Sie den vortrefflichen Graf Spaur zu rathe – lassen Sie von Ihrer und der Frau Gevatterin Ihrer Garderobe unter aufsicht des grafen in sicherer Verwahrung – hier spielen Sie nicht mehr – allso wissen die Leute und sehen den Defect nicht – in Berlin noch weniger – denn sie sagten ja mir selbst – daß sie dort nicht nöthig hätten davor zu sorgen – was nutzt Ihnen also all das Zeug mitzunehmen – Es soll Ihnen ja unverlohren seyn und in diesem critischen Moment – gäbe es doch ein Hülfsmittel ab. – Ihre beide Freunde, der Graf und ich gewinnen Zeit zum besinnen – den vor den jetzigen Augenblick ists mirs ohnmöglich – Ueberlegens Sies mit der Frau Gevatterin – Mein Gott! Es ist ja ihrer Ehre mehr dran gelegen – als ein ehrlicher Mann wegzugehn – als ein paar goldne Röcke mehr zu haben – nur lassen Sie Sich die Juden nicht prellen, und ziehen bei allem was Sie vornehmen Ihren großmüthigen Freund zu rathe. Ich bin überzeugt Er gibt Ihnen den besten rath – Sie wissen ja – daß wer Zeit gewint alles gewint. Schreiben Sie mir ob und wies geht. Kommen aber |:ich sage es noch einmahl:| bei Strafe meiner Ungenade nicht ehnder her – als biß ich ruhig seyn kan. Wollen der Herr Graf über diese sache mit mir Correßpontiren – so wird mirs eine Ehre seyn – den vier Augen sehen mehr wie zwey. Meine Freundschaft gegen Sie wird nie wanken – nur muß mann Mittel und Wege ersinnen – daß alle theile zufrieden seyn können – und der eine nicht zuviel gedrückt wird – Prüfen Sie alles weißlich, und lassen mich bald beßre Nachrichten hören – das wird auserordentlich freuen und aufrichten Ihre würklich bekümterte Freundin

Elisabeth.

N. S. Grüßen Sie die Frau Gevatterin in meinem Nahmen und ich ließe Sie bitten – alles mit anzuwenden – damit Ihre Feinde nicht Triumpfirhen mögten.

Koch ist noch nicht hie mann ist in einer großen unruhe – kein Mensch weiß, was den Dienstag gespielt werden soll.


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