Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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69. An Großmann

Lieber Herr Gevatter! Die Nachricht daß Sie künfftige Ostermeße wieder zu uns kommen, hat mich ungemein erfreut – Wollen wünschen und hoffen, daß es beßer wie vorige Meße geht. Dießmahl Herr Gevatter greifen Sie Sich aus allen kräfften an, den jetzt liegen die würfel auf dem Tisch – das neue Schauspiel hauß wird gantz gewiß zur Herbmeß fertig, und es wäre ein großer spaß wen Sies einweihten!!!! Aber lieber Herr Gevatter! nichts vor ungut – Haben Sie denn die stelle von Opitz wieder ersetzt? kriegen wir einen rechten Blainville, Dormin, Tadler, Hamlet, Beaumarchais? Herrn Steiger sehe und höre ich recht gern, Er ist ein braver Schauspieler, aber Er kan doch nicht zwey rollen in einem Stücke übernehmen. Sie sind überzeugt daß das gesagte aus Freundschafft vor Ihnen so hin geschrieben ist, das neue Schauspielhauß steckt mir eben im Kopf, also nichts vor ungut. Wegen unserer Geldgeschichte dint so viel zur Nachricht, daß ich bloß mit Ihnen zu thun haben will, und weder die Bettmänner noch sonst jemandt mag, Zudem würden mich ja diese weiße Herrn vor eine dumme Ganß gehalten haben einen Wechsel, der weil er schon lang verfallen nur noch als Handschrift gilt, doch als Wechsel zu presentiren – Mit einem Wort – Können Sie es möglich machen, mir noch vor Ihrer Herkunft einen theil abzutragen; so wäre mirs Lieb, wo es aber gar nicht thulich ist; so mags dann biß zur Ostermeße 1781 seyn bewenden haben, nur Lieber Herr Gevatte daß es als dann gewiß ist, und zwar in der zweyten woche – Sie Sind überzeugt daß ich keine Grimaßen mache – Sie kennen mich zu gut dazu – aber verschiedne nothwendigkeiten zwingen mich, daß ichs da haben muß. Wir hoffen ja noch lange in dieser Werckeltags Welt zusammen zu Leben, und da kan noch oft eine Hand die andre waschen, sagt der weiße Sancho. Nun viel Glück und Segen zum neuen Jahr – Langes Leben, gute Gesundheit, ein Schauspielhauß jedesmahl vollgepropft voll Menschen u. d. g. Leben Sie wohl! Grüßen Ihr liebes Weib – Fritze, Lotte Hans Wolf und wie die andern alle heißen. Ich bin wie immer

Ihre
wahre Freundin Goethe

Franckfurth d 23ten Decembr 1780


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