Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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189. An Goethe

den 26ten Aprill 1793

Lieber Sohn! Ich erwarte dich mit großem Vergnügen. So nahe der Schauplatz des Krieges bey uns ist; so ists so ruhig als wenn das große Werck am Ende der Welt vor sich ginge – Lange währet es mit dem bedauerungs würdigen Maintz – Gott gebe nur daß es bald in deusche Hände kommt – denn so lange das nicht ist; so lange sind wir immer noch nicht gantz ohne Furcht. Ohngeachtet die Stadt vorjetz wenig besetzt ist, so habe ich doch von den wenigen noch mein theil, und was das lustigste bey der Sache ist, einen Stock Frantzosen der kein Wort deusch kan – Er ist von den Emigrirten und bey der Preuschischen Arme Ingenier – So lange der nun hir bleibt – bleibts auch mit Maintz ruhig. Mündlich von all dem Specktackel ein mehreres. Lebe wohl! Es hoffet dich bald von Angesicht zu sehen

deine
treue Mutter
Goethe

N. S. Weil aber deine Vorsätze sich öffters wunderbahr verändern, und dir etwan dein Plann durch unvorhergesehene Zufälle vereitelt würde, so lasse mich ja nicht vergeblich warten – so was kan ich durchaus nicht vertragen.


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