Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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179. An Goethe

d 4ten December 1792

Lieber Sohn!

Auf Order Ihro Durchlaucht des Herrn Hertzogs von Weimar soll ich dir schreiben, daß du mögstes hieher kommen. Hier sieht es bunt aus, seit vorgestern haben die Hessen unsere Stadt ocubirt – Gott gebe daß sie sich drinnen erhalten, sonst mögte es curios mit uns aussehen. Diesen Brief schreibe ich auf Befehl – doch thut mirs leid, dich aus deiner ruhigen Lage heraus zu ziehen, in eine Gegend, wo mann in beständiger Angst lebt und athmet. Biß vorgestern hatte ich noch immer guten Muth – aber nun bin ich sehr schwermüthig – so was läßt sich nicht Schreiben. Ich bin eine schlechte geografin – will dir also nur melden – daß der gantze Landstrich von Speyer, Worms und Maintz unsicher – und du auf dieser Rutte nicht her kommen kanst. Ich weiß nicht ob ich wünschen soll, dich bald zu sehen oder ob das Gegentheil zuträglicher wäre – Gott mag es lencken, ich weiß nichts. Lebe wohl! und schreibe wenigstens daß mann erfährt an was mann ist. Ich bin wenigstens vor jetzt, die verstimmte und sehr unruhige

Frau Aja.


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