Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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128. An die Herzogin Anna Amalia

Franckfurth den 9ten Mertz 1787

Durchlauchdigste Fürstin!

Alle Befehle von Ihro Durchlaucht sind vor mich das 11 Gebott. Freund Merck soll die zwey Briefe |: den mehr habe ich nicht empfangen :| überschickt bekommen wie wohl ich zweifle ob Er vor seine Wißbegier viel nahrung finden wird – mich haben sie freylich unendlich gefreut weil sein innigster und heißester Wunsch erhört worden ist – von früher Jugend an war der Gedancke Rom zu sehen in seine Seele geprägt und ich kan mir die Freuden sehr lebhaft dencken, die Er jetzt fühlt in dem Genuß der Meisterwercke der Vorwelt – auf sein gantzes Leben muß ihn das ergötzen – auch seine Freunde werden mit genüßen, den Er hat die Gabe zimlich lebendig die Dinge darzustellen. Gott bringe ihn nur gesund und wohlbehalten zurück; so ist auch mein Wunsch erfült.

Ihro Durchlaucht können nicht glauben wie mich der unvermuthtete Besuch von Unserm Gnädigsten Fürsten gefreut hat – Zumahl da Ihro Durchlaucht so gesund aussahen und so vergnügt waren. O! Möchte ich doch jederzeit durch das Anschauen oder durch Briefe von dem Wohl des gantzen Hohen Fürstlichen Haußes überzeugt werden, das würde dem Glück gleich seyn, daß mir erlaubt mich ewig in tiefter Ehrfurcht zu nennen

Durchlauchdigste Fürstin
Dero
Unterthänigste Dienerin Goethe.


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